Manchmal fragt man sich ja schon, warum man so eine Fahrradtour überhaupt macht. Wenn man sich einen Hang hinaufquält, während eine Rentnergruppe fröhlich grüßend auf ihren E-Bikes vorbeifährt, zum Beispiel. Oder wenn der Gegenwind sich denkt: "Mensch, zum perfekten Fahrerlebnis fehlt jetzt noch ein bisschen Regen!". Oder wenn man sich 10 Kilometer einen langen Anstieg hochquält, um dann auf einer Schotterpiste steil bergab zu fahren und am Ende auch noch eine 180-Grad-Kurve machen zu müssen. Oder aber, und hier berichte ich natürlich auch aus leidvoller Erfahrung, wenn man nach zu kurzem Schlaf um sieben Uhr morgens von einem hochmotivierten Tilman von der Isomatte gerissen wird.
Aber genug der Beschwererei. Tilman liegt unter seinem Schlafsack, das heißt für mich: höchste Zeit, den Blog zu schreiben! Zum Glück ist heute nicht viel passiert ... Die ersten paar Stunden nach dem Aufstehen sind wir gemütlich gefahren, haben uns gemütlich die Berge hochgerackert, wurden wie immer von allen Seiten begrüßt und angehupt - das liegt sicher an unserem tollen Geruch! - und haben dann, in einem Akt end-jugendlichen Leichtsinns, erstmals versucht freihändig zu fahren. Wie ihr sicher mit Freude feststellt, sind wir beide noch am Leben, auch wenn ich (als hinten Sitzender) kurzzeitig daran gezweifelt habe, ob ich diesen Blog noch schreiben würde.
Kekse und saure Süßigkeiten zum Mittagssnack, ein paar Macadamianüsse, die von Tilman weggeatmet wurden (ach, diese durchtrainierten Studenten ernäääähren sich ja auch immer so gesund), dann merkten wir, warum es sich lohnt, so früh aufzustehen: Wir waren schon fast angekommen! Kurzfristig hatte ich nämlich Freunde von Hannah gefragt, ob wir bei ihnen unterkommen könnten, und unsere Freude, heute nicht bis 21 Uhr zu fahren, war groß.
Stattdessen ließen wir den Fahrtag relativ gemütlich am Main ausrollen, bis ich die zweifelhafte, weil überhaupt nicht empfehlenswerte, Idee hatte, uns die letzten Kilometer von Google Maps leiten zu lassen. Tut das nicht! Nutzt für Fahrradrouten im Zweifelsfall lieber euren Geruchssinn!
Trotzdem kamen wir natürlich irgendwann bei Marco und Petti an. Etwas später als geplant, auch weil wir einen Velomobil-fahrer trafen, der uns wie zu erwarten war erst überholte und anhupte, der dann aber kurz darauf anhielt, um ein Foto von uns zu machen. Tilman nutzte die Gelegenheit, um dem frechen Paparazzo sein Velomobil zu stehlen. Er ist dann so in drei Tagen mit der Route fertig ... Nein, aber kontrolliertes reversibles Stehlen (aka ausprobieren) durfte er mal. Wenn ich seine glänzenden Augen danach richtig gedeutet habe, wird seine Freundin Ida über diese Unternehmung nicht sehr glücklich sein!
Kurz darauf, zurück auf dem langsamen Liegetandem, zuckelten wir gemächlich durch die hässlichen Ausläufer Frankfurts - kein Vergleich zu den wunderschönen Weinberglandschaften heute vormittag - und kamen bald zu unseren heutigen Gastgebern. Und das war dann ein wirklich formidabler Abend: Wir wurden mit leckerem Essen begrüßt, und dann hatten wir sogar noch Zeit, um ein paar Spiele zu spielen. Da ich bei "Dog" länger als geplant mehr Haare verloren habe als erhofft, und weil ich danach noch eine Uniarbeit erledigt habe, die ich dank echtem Keyboard hier schneller erledigen konnte (Hier schreibe ich auch gerade den Blog in Rekordgeschwindigkeit!), wird es bei mir heute trotz der frühen Ankunft wieder später.
Später zumindest als bei Tilman, der bis zur Hälfte des Textes wach war und mitgelesen hat, jetzt aber doch vom Schlaf übermannt wurde. Also hüpfe ich mal neben ihn, heute sogar auf ein gemütliches Schlafsofa, und freue mich schon darauf, morgen sanft aus dem wie immer fruchtlosen Schönheitsschlaf gerissen zu werden.
Morgen geht es in den Taunus, wir werden uns über viele E-Bike-fahrende Rentner:innen ärgern, und wir sehen mal wieder ein Neukirchen!