It means no worries for the rest of your days ...
Und sorgenfrei begann dann auch der Tag! Wir hatten ein wunderschönes Frühstück mit Tim, Isi, und ihren zwei kleinen Kindern, die uns gestern Nacht spontan vor dem Nässetod bewahrt hatten. So kamen wir schnell zu Kräften, durften noch ein Feuerwehrbuch bewundern, und hatten eine tolle Unterhaltung - ausnahmsweise nicht hauptsächlich über Neukirchen, und das war mal eine echte Abwechslung!
Dann wurde natürlich das Tandem (das immer noch keinen offiziellen Namen hat) bestaunt, ausprobiert und beklettert.
Kurzer Einschub: wir haben gemerkt, dass Kinder sehr viel direktere Reaktionen auf das Gefährt zeigen: während viele Erwachsene sich beim Vorbeifahren auffällig unauffällig bemühen, nicht hinzuschauen, aber dann doch starren, ist es bei Kindern meistens ein "ooooh!", große Augen und ein ausgestreckter Zeigefinger. Sehr schmeichelhaft!
Danach mussten wir uns aber verabschieden, denn wir hatten noch einen Termin: in Mehlingen-Neukirchen, für das wir einen riesigen Umweg in unsere Tour einbauen mussten (siehe die Karte). Dort hatten wir uns für 14 Uhr angekündigt, was wir aber wegen späterem Loskommen und zwickendem Knie nicht schaffen konnten. Um auf Nummer sicher zu gehen, kündigte ich schon früh 15 Uhr als neue Zeit an.
Aber auch das war wegen fürchterlichen Radwegen, die neben der Straße immer hoch und runter gingen, schwer zu schaffen.
Also entschieden wir uns bald, auf die Bundesstraße zu wechseln. Und als sich dann noch die Muskeln meldeten und in immer kürzer werdenden Abständen nachfragten, wann wir denn die nächste Rast einlegen wollen, musste ich wohl oder übel zur letzten Waffe greifen, die uns noch blieb - Musik! Denn Musik macht müde Beine munter, und König der Löwen können wir beide mehr (Tilman) oder weniger (ich) textsicher, aber auf jeden Fall laut und schief mitgrölen.
So kamen wir doch noch knapp vor 15 Uhr in Mehlingen-Neukirchen an. Doch ach, welch Graus erwartete uns! Es gibt kein Ortsschild mit Neukirchen!
Glücklicherweise fanden wir an einem Haus immerhin noch ein fotografierbares Symbol ...
Dann ging es weiter zum Alten Friedhof Neukirchen, wo wir schon von einer Fahrraddelegation empfangen wurden: Die Bürgermeisterin, ihr Mann, und drei weitere Personen von der Presse. So eine komische Sache! Inzwischen sind wir ein kleines bisschen daran gewohnt, aber zu Beginn waren wir noch sehr wackelig im Umgang mit Jouralist:innen und Kameras.
Einschub: Unser absolutes Lieblingszitat bisher: "Lockerleicht radeln die beiden durchtrainierten Studenten mit ihrem Liegerad an" (Rheinische Post). Das wird im Bewerbungsgespräch erwähnt, auf Visitenkarten gedruckt und im Zweifelsfall auf den Grabstein geschrieben.
Wer übrigens mal wissen will, wie so ein Besuch ablaufen kann: in Grevenbroich wurden wir viel gefilmt (von Dieter Staniek), da kam jetzt ein kleines Video (https://www.youtube.com/watch?v=MYKkBPtnxJo) heraus: zu Beginn kann man unsere grottigen Schauspielkünste bewundern, ab der Mitte werden wir sogar interviewt!
Wie dem auch sei! In Mehlingen wurde uns erklärt, dass die drei Gemeinden Neukirchen, Mehlingen und Baalborn in den 70ern zu einer neuen Gemeinde zusammengefasst wurden: zwar war Neukirchen der größte Ortsteil, um den Bürgern die Probleme der Briefzustellung zu ersparen wurde aber Mehlingen als neuer Ortsname ausgewählt. Es scheint mehr als ein Neukirchen zu geben! Verrückt, wusstet ihr das?
Eine schöne gemeinsame Fahrradtour folgte, auf der wir echt spannende Sachen über den Ort und die Pfalz erfuhren: so gibt es in Mehlingen noch ein Waldgemarkrecht, das ganz grob jedem in Mehlingen geborenen und lebenden Familienoberhaupt einen Anteil am Gewinn der Forstbetriebe garantiert - von sowas hatten wir noch nie gehört!
Als krönenden Abschluss wurden wir sogar noch von der Bürgermeisterin und ihrem Mann, auch einem begeisterten Radfahrer, zum Essen eingeladen. Dabei entwickelten sich wirklich spannende Gespräche: auch wenn wir nur kurz da waren, scheint Mehlingen-Neukirchen eine echt fetzige Gemeinde zu sein! (sagt man das noch so?)
Dann wurden wir sogar noch mit Umweg über die blühende Mehlinger Heide zum Start unserer weiteren Route gebracht - wir waren beide trotz Bergen, 200 Kilometern Umweg, fehlendem Ortsschild und kurzem Aufenthalt der Meinung, dass sich der Weg gelohnt hat, das muss eine Gemeinde erst mal nachmachen!
(Spoiler: geht nicht! So einen langen Umweg gibt's nicht noch mal ...)
Wir fuhren dann noch knapp 25 Kilometer, bis wir uns einen hübschen Zeltplatz suchten.
Und jetzt liegen wir im Zelt, ich versuche, nicht einzuschlafen, und Tilman hilft mir dabei indem er in einer ganz seltsamen Art schnarcht. Irgendwas zwischen Erdferkel und verwundetem Waran?
Da ich jetzt aber müde bin wie ein Tiefseefisch, werde ich mal meinen röchelnden Zeltgenossen treten und dann hoffentlich auch bald schlummern. Bis morgen, dann mal wieder ganz ohne Neukirchen!