Eigentlich hatte ich heute Mittag den Titel schon festgelegt: "Tag der geschlossenen Kirche". Doch dann musstem wir umdisponieren, denn es kam - zum wiederholen Mal heute - anders als wir dachten!
Zu Beginn passte der Titel aber noch. Um kurz vor acht wurden wir, noch sehr schläfrig, zum Frühstück abgeholt. Ich schreibe das gerade so, als sei es eine Selbstverständlichkeit - eigentlich war das natürlich richtig nett!
Dann schoben wir das Fahrrad in Richtung Kirche, wo wir gerade noch rechtzeitig zum 9:00 Uhr ankamen, und wo schon verschiedene Personen auf uns warteten: zum Beispiel der Bürgermeister Herbert Tischhöfer, weitere Personen, die wir schon gestern getroffen hatten, aber auch - und das war für uns auch mal ganz anders - das Fernsehen!
Solcherlei begleitet wurden wir dann von einem der Neukirchener Stadträte durch den Ort geführt: besonders spektakulär war es aber - im Gegensatz zu den Menschen hier - nicht: Einerseits, weil ein Großteil der Häuser noch nicht allzu alt ist, andererseits natürlich auch, weil das Wetter einfach nicht mitgespielt hat. Außerdem wird auch die Kirche noch renoviert: von außen eingerüstet, von innen nicht zu betreten, also fiel die Kirchenbesichtigung aus. Was uns aber begeistert hat: das Müchbankl (ich hoffe das ist so richtig? Sonst bitte korrigieren!), ein Ort, an dem sich das Dorf abends trifft, seit das Gasthaus zugemacht hat. Im Sommer sei es bei gutem Wetter (was ist das?) immer voll, ein weiteres Zeichen für den tollen Dorfzusammenhalt, den wir ja gestern Abend schon bestaunen durften.
Nach der Führung gingen wir zurück zur Kirche, wo das Tandem noch auf uns wartete. Und dann wurde es erstaunlich: wir mussten/durften/sollten drei Interviews geben! Zwei davon sogar mit Video: eins für "TVA", das man unter https://www.tvaktuell.com/mediathek/video/tandem-tour-durch-alle-neukirchen-in-deutschland-stop-in-neukirchen-bei-hemau/ schon begucken kann - wir haben es allerdings wegen langsamem Internet noch gar nicht gesehen - und noch eins für den Instagram-Kanal der Stadt Hemau. Bei Interviews fühlen wir uns natürlich immer noch etwas komisch, aber bei Videointerviews gleich noch viel mehr. Wir hoffen, sie sind ganz okay geworden!
Nachdem das alles geschafft war, und wir noch Probefahrten auf dem Tandem angeboten hatten, fuhren wir dann, mit Ehrenrunde für die Kameras, und zweiter Ehrenrunde wegen schlechter Navigation meinerseits, in Richtung Kelheim.
Nach einigen hügeligen Kilometern mussten wir eine 22-Prozent-Steigung nach unten fahren. Das haben die Bremsen nur unter Protest und mit regelmäßigem abkühlen lassen über sich ergehen lassen!
Dabei versuchte ich, die Stadt Train zu erreichen, in "deren" Neukirchen ich, im starken Kontrast zu Hemau, bisher überhaupt keine Antwort erhalten hatte.
Ich erreichte zwar eine nette Mitarbeiterin, die erreichte aber dann ihrerseits weder Bürgermeister noch Ortschronist, und kannte auch niemanden aus Neukirchen.
Warum das so war, erfuhren wir dann, als wir nach einigen Schauern in Neukirchen ankamen: es ist einfach ein winzig kleines Nest!
Also entschieden wir uns notgedrungen, diesen Aufenthalt mal ganz anders zu gestalten als sonst: wir ließen uns die soeben erschienene Sonne auf den Bauch scheinen, liefen ein bisschen durch den Ort - nach mehr als ein bisschen ist man auch schon wieder draußen - und genossen die Ruhe, die wir ja sonst in den Neukirchen eher nicht haben. Einziger Wermutstropfen: die Kirche war zu!
Allerdings kam Tilman dann doch, eher zufällig, mit einigen Personen auf einem Hof ins Gespräch, und ich fragte ganz keck, ob es eventuell eine Möglichkeit gäbe, in die Kirche zu gucken.
Und sieh an, es gab sie: wir hatten die richtigen Personen erwischt, sie hatten einen Schlüssel und uns wurde die kleine, sehr gemütliche Kirche zu guter letzt doch noch von innen gezeigt. Im bisher kleinsten Neukirchen mit knapp 25 Einwohner:innen und 13 Gebäuden gab es tatsächlich noch einiges: mehrere Bauern mit Hofläden (und im Moment: leckeren Blaubeeren), ein Sägewerk, Imker, ein Pflegeheim - dieses schnuckelige Neukirchen hat uns auch super gefallen, und der Aufenthalt war trotz der nicht vorhandenen offiziellen Sachen sehr lehrreich und tatsächlich eher so, wie wir uns die Tour vor der Abfahrt vorgestellt hatten.
Bald schon fuhren wir weiter durch die Hallertau, das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt: zum bestmöglichen Zeitpunkt, denn gerade beginnt die Ernte! Die Hopfenpflanzen, die quasi bis in den Himmel ranken, sind toll anzusehen.
So fuhren wir recht zügig, bis es anfing zu regnen. Dann waren wir in Geisenfeld angekommen, wo wir bei Daniela im Garten übernachten dürfen. Nach dem Zelt aufbauen saßen wir dann aber noch einige Stunden mit Daniela vor dem Ofen, wärmten uns und unterhielten uns gut - wieder mal ein hervorragender Abschluss für einen außergewöhnlichen, aber sehr schönen Tag. Jetzt danke ich dem Sonnensegel, das heute als Regensegel fungiert, für den Regenschutz, werde noch ein bisschen dem prasselnden Regen lauschen und vermutlich schon bald ganz gemütlich schlummern.
Das ist auch mal anders, aber anders heißt ja nicht schlecht - heute war alles anders als bisher, und dennoch ein richtig gelungener Tag!