Nach dem etwas längeren Blogeintrag von letzter Woche gibt es heute einen etwas kürzeren. Das liegt zum einen daran, dass wir "nur" von Sonntag bis Freitag schreiben, zum anderen haben wir nach letzter Woche gemerkt, dass nicht nur der Körper ab und zu mal eine Pause braucht, sondern auch der Kopf. Wenn man so viel erlebt wie wir in letzter Zeit, dann braucht es schon ein paar Tage, um alles zu prozessieren... Diese Woche verbrachten wir bei der Familie von Haukes (Tilmans Bruder) Freundin in La Vicomté-sur-Rance. Herzlich willkommen hießen uns Barbara, Dominique und Emi - vielen Dank für die schöne Zeit! :-)
Auf den sehr sportlichen Samstag folgte dann ein gemütlicher Sonntag (28.08.). Den ließen wir total entspannt angehen, schliefen lange aus und genossen das Frühstück mit allen zusammen. Wie ihr sicher in den letzten Blogeinträgen schon mitbekommen habt, hat uns Tilmans Onkel ein Ziel für unsere Zeit in Frankreich gesetzt: mindestens 30 der schönsten Dörfer Frankreichs zu besuchen. Und eines davon ist hier ganz in der Nähe: Saint-Suliac. Außnahmsweise fuhren wir mal nicht mit dem Fahrrad hin, sondern mit allen zusammen mit dem Auto. Bei dieser Autofahrt durch Hügel, Täler und viele Kurven haben wir wieder festgestellt: Der Mensch ist nicht für diese Geschwindigkeiten gemacht und das Autofahren geht schnell auf den Magen! Und so erreichten wir auf etwas zittrigen Knien Saint-Suliac. Dieses Dorf hat unserer Meinung nach den Stempel "schönste Dörfer Frankreichs" mehr als verdient! Viele kleine Gassen, Häuser aus Stein und zwischendrin immer mal wieder schöne Blumen. Es war so schön, dass die Loopings im Magen auch schnell vergessen waren! Unser erstes Ziel war eine kleine Kirche, die auf einer Anhöhe stand. Manchmal tut es echt gut, die Stille in Kirchen zu genießen und einfach auf sich wirken zu lassen. Wieder aus der Kirche raus, ging es bergab Richtung Rance, der Fluss der von hier nach Saint-Malo fließt, immer breiter wird und schlussendlich in den Ärmelkanal mündet. Hier hat die Rance schon eine beträchtliche Breite und lud Alt wie Jung zum Baden im kalten Wasser ein. Wer uns kennt weiß: kaltes Wasser ist nichts für uns und so sahen wir nur den mutigen Menschen beim Schwimmen zu. Dabei dösten Dominique und Tilman beide etwas weg… In ihrer Gemütlichkeit sind sie sich wohl sehr ähnlich :D Alsbald wurden beide aus ihrem Schlaf gerissen, denn Emi hat für uns alle netterweise in einer guten Galletterie einen Tisch reserviert. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Für alle, die nicht wissen, was Gallette ist: sowas wie ein Crêpe, nur mit Buchweizenmehl gemacht. Dementsprechend wird er auch eher mit deftigen Sachen als mit süßer Nutella serviert. Aber als Nachtisch ist ein schöner Crêpe mit Butter und Zucker natürlich trotzdem zu empfehlen ;-)
Nach diesem vorzüglichen Mahl ging es dann wieder zurück nach Hause, denn am Abend sollten noch Gäste zum Apérétiv vorbeischauen. Wir halfen beim Vorbereiten und Dekorieren. Das Resultat kann sich auf jeden Fall sehen lassen! Sophie ihr Mann waren super nett und wir genossen den Abend sehr! (trotz einiger Sprachprobleme meinerseits)
Ähnlich wie zum Sonntag, ließen wir den Montag (29.08.) ganz gemütlich anfangen. Wir erkundeten etwas die umliegenden Supermärkte, aßen leckeren Thunfischsalat und Knobibaguette und setzten uns danach ganz fleißig an den neuen Blogeintrag für euch! Nach dem Mittagsschlaf versuchten wir es wieder einemal mit dem Auto als Fortbewegungsmittel. Unser heutiges Ziel: Pointe du Grouin. Wie Barbara uns zu berichten wusste, teilt diese Landzunge etwas das Wetter. Auf der einen Seite schaut man auf die Bucht von Mont Saint-Michel. Hier ist das Wasser und Wetter vergleichsweise ruhig und es wird hier viel Gemüse angebaut. Auf der anderen Seite hingegen dominieren starke Winde. Am Pointe selbst haben wir den starken Wind auf jeden Fall zu spüren bekommen! Und es war super faszinierend die Gezeiten spielen zu sehen. Wieder zurück im kuscheligen Haus, spielte Dominique Lehrmeister für Tilman in Sachen Crêpe- und Galletteschule. Ich bin Dominique seehr dankbar dafür, denn von guten Crêpes und Gallettes von Tilman kann ich auch zurück in Deutschland noch profitieren!
Am Dienstag (30.08.) machten wir ganz entspannt (wie die Tage zuvor auch) und machten einen kleinen Spaziergang mit Emi zur nahegelegenen Mühle. Dabei ging es ein bisschen durch Felder, ein bisschen durch Wälder und der eine oder andere Brombeerstrauch wurde dabei geplündert. Am Nachmittag nahmen sich dann Barbara und Emi die Zeit, um mit uns nach Dinan zu fahren. Eine super nette nahegelegende Stadt. Generell sind die Häuser hier in der Bretagne sehr schön und insbesondere sehr anders als man aus Deutschland kennt. Hier gibt es viele Natursteinhäuser, die mal mehr, mal weniger mit Blumen beschmückt sind. In einer Straße liefen wir an einem großen und lauten Gerüst vorbei. Barbara erklärte uns, dass es eines der ältesten Häuser der Stadt war, aber leider vor einiger Zeit durch einen großen Brand sehr beschädigt wurde. Aktuell wird alles getan, um es wieder aufzubauen. Im Allgemeinen ist die Stadt voller alter und historischer Häuser. Von unserer Stadtführerin Barbara lernten wir auch, dass in einem Haus im Keller bei Renovierungsarbeiten alte Schätze von den Kelten und Römern gefunden wurden. Danach wurde alles natürlich begutachtet und wieder versiegelt. Zum Schluss gingen wir in die Kirche von Dinan. Wunderschöne, aber auch neu gemachte Fenster und ein alter Friedhof an der Stadtmauer, der eher als Parkanlage umgebaut wurde.
Für den Mittwoch (31.08.) hat sich großer Besuch angekündigt: Hauke und Vivian wollten abends aus Deutschland mit dem Zug ankommen. Unser Tag war mal wieder sehr entspannt. Aber langsam fehlte uns das Fahrradfahren schon und so machten wir am Vormittag mit Emi eine kleine Radtour nach Pleudihen sur Rance. Im super coolen und famosen (und ziemlich gewöhnlichen) carrefour stand auf unserer Einkaufsliste dann noch einige Sachen fürs Abendessen und Chips zum snacken. Für den Abend bereiteten wir dann Chiles en nogada vor. Ein mexikanisches Gericht und man könnte es beschreiben als mit Hack und Früchten gefüllte Paprika/Chile mit Reis und Feta-Walnuss-Soße. Super lecker und Gefahr zum überessen! Den Rest des Abends verbrachten wir dann mit quatschen.
Am Donnerstagmorgen (01.09.) wurden wir dann durch den Duft frischer Waffeln aus Barbaras Küche geweckt. Heute hatten wir nämlich einen Gemeinschaftsausflug der Jugend vor: nach Saint-Malo. Diesmal weder mit Fahrrad, noch mit Auto, sondern mit einem verrückten Busfahrer. Die Mehrheit relativ bleich im Gesicht, stiegen wir dann am Bahnhof von Saint-Malo aus. Ein kleiner Fußmarsch zur Innenstadt führte uns am Hafen, entlang von schönen Booten vorbei. Als wir endlich die Tore von Saint-Malo passiert hatten, gönnten wir uns zum Mittag ein nettes Sandwich und machten uns auf, die Stadtmauer zu erkunden. Saint-Malo ist eine altes Seefahrer/Piratenstadt und dementsprechend schön ist auch die Stadtmauer noch erhalten. Mit der einen oder anderen gruseligen Möwe, die es auf unsere Snacks abgesehen hatte. Auch im Inneren der Stadt ist vieles noch von früher erhalten, und bei einem kleinen Stadtbummel durch die Gassen ließen wir das Flair der Stadt auf uns wirken. Irgendwann hieße es dann leider auch Abschied nehmen von der Stadt, denn die Busverbindungen zurück sind nicht so super regelmäßig. Nach einer weiteren abenteuerlichen Busfahrt mit dem verrücktem Busfahrer kamen wir dann Zuhause wieder an und ich brauchte erstmal einen warmen Pfefferminztee und etwas Ruhe. In der Zwischenzeit begannen Tilman und Hauke schonmal die Mole vorzubereiten. Ein weiteres mexikanisches Essen. Super leckere Soße mit Hühnchen. Bekommt man in Deutschland sonst nicht so schnell zu essen!
Und nun zum letzten Tag dieses Eintrages: dem Freitag (02.09.). Ein ganz besonderer Tag, denn es war Emis 15. Geburtstag! Wir genossen das schöne und sehr aufwendige Geburtstagsfrühstück und schauten dem Geburtstagskind beim Geschenkeauspacken zu. Für die anderen ging es dann zum Geburtstagsausflug, während wir unsere Tour fortsetzten. Nach ca 26 km machten wir an einem schönen Rastplatz Pause. Neben den eingepackten Snacks von Barbara sahen wir dann ein paar kleineren Echsen dabei zu, wie sie die Mauer hochkletterten. Als wir uns dann wieder auf das Fahrrad setzten, mussten wir feststellen, dass unser Hinterrad einen Platten hatte. Also: Alles ab vom Fahrrad, Rad raus, Schlauch raus, Mantel prüfen, neuen Schlauch wieder rein und alles wieder ran - weiter geht`s! (Uns war keine direkte Ursache ersichtlich) Keine 5 km später spürten wir beide dann ein kleines Ruckeln von hinten, bei einer leichten Bergabfahrt. Schnell bremsen und rechts ran. Tilman schaut nach hinten und sieht: einen platten Reifen. Das war ein platter Reifen zu viel für einen Tag, und so entschieden wir uns, noch einen weiteren Tag bei Barbara zu verbingen, neue Mäntel und neue Schläuche zu holen und das Fahrrad in aller Ruhe einmal zu warten. Manchmal gehen Barbaras Wünsche nach unserer Rückkehr in Erfüllung (wahrscheinlich hatte sie sich unsere Wiederkehr nicht so dramatisch gewünscht!) :-) Wir riefen Dominique an, ob er uns mit seinem Transporter abholen könnte. Bis dahin wechselten wir nochmal ein bisschen unseren Platz, um eine schönere Wiese mit schönerer Aussicht zu haben, und hörten uns auch prompt den neuen 5 Minuten Harry Podcast an. Vielen Dank an coldmirror, die immer zum richtigen Zeitpunkt neue Folgen veröffentlicht! Gegen 19:00 wurden wir dann netterweise von Dominique mit dem Transporter abgeholt. So hatten wir immerhin noch die Gelegenheit, mit Emi zusammen ihren Geburtstag bei einem schönen Abendessen zu Ende zu feiern.
Und so endet mal wieder ein Blog mit der einen oder andere Wendung :-) Ein Ziel haben wir für die nächste Woche: Die Bretagne! Also freut euch schon auf den nächsten Eintrag :)
Tilman & Ida