Samstag (03.09.) ging mit einem frühen Frühstück los, denn wir wollten gleich zur Öffnungszeit mit geliehenen Fahrrädern nach Dinan, neue Mäntel suchen und wollten die besten Chancen haben, indem wir die Möglichkeit offen halten, alle Läden anfahren zu können. Doch Emily musste auch in die Stadt und so hatten wir den Luxus, von Barbara im Auto mitgenommen zu werden und konnten uns den doch etwas steileren Anstieg in die Stadt sparen. Unser erster Halt war ein Laden, dessen Besitzer wir am Tag davor schon über Dominques Tochter kontaktiert hatten, und der sich recht sicher war, da zu haben was wir brauchten. Zu Recht, denn es konnten zwei Mäntel gefunden werden, die einem Kinderrad entnommen wurden. Leider 507-51 statt unseren 507-47, sodass unsere Ersatzschläuche nicht mehr passen, aber immerhin konnten wir noch einen Schlauch finden, sodass wir mit dem geflickten nun zumindest 3 Schläuche haben. Nach einem kurzen Mittagsschlaf machten wir uns daran die die Mäntel zu wechseln, die Schutzbleche anzupassen und sonstige Wartungsarbeiten vorzunehmen. Abends gab es dann noch Haukes berühmte entomatadas bevor es Zeit fürs Bettchen war.
Sonntag (04.09.) ging es dann wieder los und die Stimmung war … nicht die beste. Eine Mischung von Vermissen der Gemütlichkeit an die man sich so schnell gewöhnt und Langeweile durch Fahren der selben Strecke begleitete uns die ersten Kilometer. Doch spätestens ab dem Cap Frehel waren wir wieder im Touring-Modus.
Als kleine Illustration wie wie es aussieht wenn wir länger als 3 Minuten irgendwo anhalten, folgendes Bild.
Doch wir haben ja noch mehr vor uns so ging es weiter nach Moncontour mit dem wir 20% der "Les plus beaux villages"-Challenge vervollständigten. "Beau" war sie auch, nur leider um die Uhrzeit etwas unbewohnter und so machten wir uns auch hier wieder auf den Weg um noch zu einer menschlichen Zeit bei Estelle anzukommen bei der wir die Nacht unterkommen durften.
Wir quatschten noch bis in die Nacht und am Montag (05.09.) beim Frühstück direkt weiter. Dann pumpten wir die Räder nochmal auf mit einer Mischung aus manueller Arbeit und einem Kompressor zur Überprüfung des Wertes, da dieser nicht über einen Bar erzeugen konnte.
Irgendwann gegen Mittag fuhren wir dann auch los, nachdem wir einen letzten Regenschauer abgewartet haben. Und dann ging es bergauf und bergab rund 100 km durch die bretonische Pampa. Irgendwann abends kamen wir dann erschöpft aber glücklich bei Christian und Josiane an.
Nach einer Dusche aßen wir noch gemütlich einen leckeren Couscous-Melone-Schinken Salat, und dann Käse und dann Nachtisch!
Am Dienstag (06.09) ging es früh weiter, natürlich nicht bevor Christian auch mal hinten mitgefahren war. Und so waren wir auch ganz früh am Phare de Plumanac'h, noch von allen Touristen und konnten gemütlich an der Côte de Granit Rose frühstücken.
Ein paar Kilometer nachdem wir wieder losfuhren, trafen wir ein anderes Liegerad und hupten und klingelten es an. Pauline und ihr Papa fahren von Toulouse nach le Havre als Uniprojekt. Falls jemand mehr Bilder aus der Bretagne braucht oder sein Französisch üben möchte: https://paulichouu.com/
Doch der Tag war noch nicht zu Ende, denn es ging gleich danach ins Planetarium de la Bretagne, natürlich nicht ohne vorher einen Geschmack von dem bretonischen Wetter zu bekommen, denn die Sonne wechselte spontan zu Regen und wir wurden ein bisschen nass. Doch nicht zu schlimm, denn wir konnten ja gleich rein. Dachten wir … doch als wir ankamen waren die Türen zu, oder schienen es zumindest, denn schnell kam ein bärtiger Mann raus und fragte, ob er uns helfen könnte. 2 Sätze später war er voll dabei und führte uns ins Planetarium um uns alles zu zeigen. Ich bin immer wieder fasziniert über die Offenheit der Mitarbeiterinnen von Planetarien.
Dies war das größte Planetarium, das wir bisher besucht haben, und eins der größten Frankreichs. Und wenn statt 280 Menschen nur 3 drin sind erscheint es natürlich noch größer. Ida und David unterhielten sich über Technik von der ich keine Ahnung habe und die ich deshalb hier nur falsch wiedergeben würde, aber ein Effekt bleibt mir stark in Erinnerung: Beim Rauszoomen in die Milchstraße konnte man sehen wie sich die Sternbilder verschieben, da die Sterne natürlich nicht in einer Ebene sind!
Doch irgendwann fing dann eine Show an und wir zogen weiter, denn wir mussten schließlich noch bis Morlaix wo uns schon ein Zeltplatz zugesagt worden war. Und da wir schnell da sein wollten, ignorierte Ida auch, dass meine Navigation uns vielleicht mitten über das Gras eines Golfplatzes führte.
Am Mittwoch (7.9.) entschieden wir uns unseren Plan zu ändern. Die Bahntrasse von Morlaix nach Carhaix lockte uns mit ihrer Ebenheit und erschöpfte Beine haben oft Vetorecht. Mitten durch einen Wald fuhren wir also langsam bergauf und machten ganz oben an einem verlassenem Bahnhofsgebäude Pause. Gerade rechtzeitig, denn schnell begann es zu regnen, und während wir die Nässe aus dem Trockenem genossen, trödelten ein nach dem anderen Tourer zu uns ein. Zuerst zwei Kanadierinnen die dort Mittagspause machten und dann ein Paar aus England.
Doch wenn es den ganzen Tag nieselt bringt unterstellen auch nichts, dachten wir, und fuhren weiter. Leider die falsche Entscheidung, denn die Bretagne zeigte uns, dass sie auch anders kann und bot uns eine Dusche an. Bis zur nächsten Unterstellmöglichkeit vergingen dann auch mindestens 10 km in der wir das ungewünschte Angebot wahrnehmen mussten.
Nun wieder untergestellt wurden wir gleich wieder von 6 Radlern besucht: 3 ältere Paare die zusammen Urlaub machen. Und während sie nur warten mussten, denn ihr B&B war direkt gegenüber, mussten wir wieder los. Ich versprach Ida noch als Motivation noch 30°C, Sonne und jemand der am Weg kostenlose Caipirinhas verteilt und mindestens eins von diesen Dingen ging in Erfüllung, wenn auch nur zeitweise. Sobald wir am Canal du Nantes à Brest waren hat der liebe Petrus nämlich zu fest auf den "zufälliges Wetter"-Knopf gedrückt und der ist steckengeblieben, so dass es abwechslungsreich im 5 Minuten Takt von Sonne auf Schauer und wieder zurück ging und wir nicht mehr wussten, ob wir die Regenhose eigentlich an oder ausziehen wollten.
Gegen 9 entschieden wir uns dann für einen Schlafplatz, direkt am Kanal und fern von jeder Straße, mit der Beschwerde Idas über das Rauschen der Schleuse. Doch auch das löste Petrus, und nachts hörte man vor lauter Regen auch die 2 m entfernte Schleuse nicht mehr.
Donnerstag (08.09.) begann mit einem frühen Zeltabbau und 20 km radeln. Und während ich 1.5km den Berg zur nächsten Boulangerie hochstieg hängte Ida das Zelt über einen Picnic-Tisch zum Trocknen auf. Mit pain au chocolat im Magen und einem trockenem Zelt ging es dann weiter am Kanal entlang.
Während einer Regenpause (der Knopf wurde anscheinend nicht ganz repariert) lernten wir dann Pierre kennen, der mit seiner Frau auch den Kanal Richtung Brest fuhr. Und als er hörte, dass wir nach Locronan fuhren sagte er, er habe einen Cousin, der dort ein Atelier habe. Wir boten ihm darauf natürlich an, eine Botschaft zu übermitteln, da wir ja bekannterweise schneller als die Post sind.
Bevor wir die übermitteln konnten, mussten wir aber erstmal einen Berg hoch, was mit einem vollbeladenem Rad echt nicht einfach ist. Doch unser Wille war stark, stärker als unsere Beine und das wurde mit der Aussicht belohnt!
Nachdem wir die Stadt besichtigt und einen leckeren Kuchen verspeist hatten (auf Empfehlung von unserer welcome to my garden Host Kate) suchten wir das Atelier auf. Alain war verständlicherweise sehr verwirrt als stinkende Radfahrer in seiner Galerie auftauchten und Grüße ausrichteten, aber nach einer kurzen Erklärung fand er es mindestens genau so witzig wie wir.
Und dann ging es nur noch bergab bis Douarnenez. Weil das aber langweilig wäre fuhren wir natürlich nochmal einen Berg hoch wo Kate und Jean Marie schon mit vegetarischen Burgern auf uns warteten. Und nach einiger Unterhaltung fielen wir dann in unser Zelt.
Am Freitag (9.9.) regnete es natürlich wieder und mit Idas erschöpften Beinen entschieden wir uns nicht mehr zum Point du Raz zu fahren sondern direkt nach Bénodet. Zum Glück konnten wir ab der Stadt auf eine Bahntrasse aufspringen, die uns hochführte, dann auf einer Bundestraße gerade aus die ganzen Höhenmeter verlieren und die letzten Meter dann wieder an einer Bahntrasse entlang.
Und schon waren wir bei Anke und Nicolas, bei denen wir das Wochenende verbringen.
Nachdem unser Zelt, das wir morgens extrem Nass eingepackt haben, auf dem Rasen getrocknet hatten und geduscht waren, aßen wir selbstgemachte Galletes und Crepes, so wie sich das in der Bretagne halt gehört.
Bevor Ida Euch gleich mit der Astrostunde verabschiedet hier nochmal eine Projektidee:
Direkt neben dem Planetarium de la Bretagne ist eine ehemalige Antenne, die in einem Dom von 64m Durchmesser versteckt ist, den man schon von weitem über die die Bäume ragen sieht. Perfekt! dachte ich, das könnte man doch super als Sonne für einen Planetenweg nutzen. Und tatsächlich wäre die in dieser Skala 6.9 km entfernte Erde 58.6 cm groß, nicht zu klein um übersehen zu werden. Der Neptun mit seinen 2.2 m wäre dann auch "nur" 206.7 km entfernt! Wie Ida so schön anmerkt, fast weit genug, dass es noch in die Bretagne passt. Das einzige Problem könnte sein den 6.6 m großen Jupiter zu bauen. Aber wenn jemand Kontakt zu der französischen Regierung hat, bitte gerne melden!
Zum Abschluss gibt es diese Woche wieder eine kleine Sternenstunde: dieses Mal mit dem Pfeil - ähnlich wie der Delphin ein unscheinbares Sternenbild, aber doch gut zu erkennen. Er befindet sich etwas oberhalb des Delphins und ziemlich mittig im Sommerdreieck. Lustigerweise sind sich viele Kulturen darüber einig, dass sie in dieser Konstellation einen Pfeil sehen. Die griechische Mythologie besagt, dass es der Pfeil ist, den Herkules auf den Adler schoss (der sich ja ganz in der Nähe befindet). Der Adler ist in der Geschichte das Tier, welches jeden Tag von der Leber des Prometheus isst. Dieser ist aufgrund seiner vorherigen Geschichte (er brachte den Menschen das Feuer, welches die Götter erzürnte) an einem Felsen gekettet und erliegt jeden Tag aufs neue seinem Schicksal. Herkules befindet sich übrigens auch am Sternenhimmel! Aber dazu ein anderes Mal :-)
Nächste Woche heißt es für uns Abschied nehmen aus der Bretagne - wir werden sie gut in unseren Herzen behalten! und weiter geht es Richtung Bordeaux.
Bis dahin! Haltet die Ohren steif!
Tilman & Ida