Just two wheels

Die letzte unbegrenzte Achterbahn Bayerns

10. September 2021

Heute Morgen wachten wir früh auf. Wie immer heißt das, dass eigentlich einer von uns früh aufwachte und ein Zweiter früh geweckt wurde. Nach einem nicht all zu hastigen Abbauen (es ist ja schließlich noch Urlaub) radelten wir die letzten Meter zum Kindergarten, wo wir Herrn Pilfusek von der Presse trafen.

Bild von Unser wunderschöner Zeltplatz
Unser wunderschöner Zeltplatz

Nach ein bisschen Geplauder kamen dann auch Bürgermeisterin Marina Hirnet und Altbürgermeister Albert Kick dazu und dann wurden erstmal Bilder für die Presse geschossen. Dieses Mal sollte es "Action" geben, und so rasten wir höchst kriminell aussehend durch ein Polizeiabsperrband (natürlich nicht! Wir stoppten kurz davor ...).

Bild von Action am Ortsschild
Action am Ortsschild

Bevor die Bürgermeisterin ihren nächsten Termin hatte, überreichte sie uns noch eine schöne Glasmalerei mit dem Wappen von Georgenberg. Danach führte uns Albert Kick durch die Kirche und erzählte uns dabei einiges über die Geschichte von Neukirchen zu St. Christoph und über die Kirche. Leider haben wir wegen unseres schlechten Kurzzeitgedächtnisses das meiste vermutlich schon wieder vergessen. Trotzdem bleibt uns der Aufenthalt in Neukirchen in sehr guter Erinnerung, besonders auch wegen des tollen Zeltplatzes.

Bild von Die Kirche von Neukirchen zu St. Christoph
Die Kirche von Neukirchen zu St. Christoph

Gestern hatten wir ja angekündigt, dass wir heute Begleitung haben würden. Dem war leider nicht so, da durch ein nahendes Gewitter, das wir zum Glück umfahren konnten, und damit verbundene Arbeiten auf dem Feld unsere Begleitung spontan passen musste. Wir müssen aber auch sagen: so viel hat er nicht verpasst, denn die Wege heute haben uns ganz schön fertig gemacht. Ständig ging es auf und ab, jede Abfahrt wurde sofort mit einem umso steileren Anstieg belohnt. Einen großen Teil der Strecke waren wir auf dem "Iron Curtain Trail" unterwegs, der uns eigentlich nie weiter als 2 km von der tschechischen Grenze entlangführte. Auch wenn man erwarten könnte, dass der Iron Curtain Trail durch seine Zugehörigkeit zum europäischen Radfernwege Netz einen gewissen Qualitätsanspruch besitzt, wurde diese Hoffnung leider nicht bestätigt: es ging über Stock und Stein, hauptsächlich über unebene Fahrradwege mit viel Schotter und schlecht befahrbarem Untergrund.

Bild von Noch ein Pressefoto, jetzt mit Glasmalerei
Noch ein Pressefoto, jetzt mit Glasmalerei

Trotzdem hatte die Strecke natürlich wunderschöne Abschnitte: im letzten Neukirchen wurde uns der Brotstein empfohlen, den wir sogleich besuchten. Ein wirklich erstaunlicher Stein mitten im Wald, den wir ohne Geheimtipp sicher nicht gefunden hätten. Hier konnte Tilman auch endlich mal seine Armmuskelkraft unter Beweis stellen. Außerdem, und das war die letzten Tage nicht so, überkam mich heute ständig ein unmenschlicher Hunger, der dazu führte, dass wir Essen in großen Mengen konsumierten. Zwischendurch quengelte ich sogar so beständig, dass wir uns einen Döner leisteten!

Bild von Kirche und Albert Kick
Kirche und Albert Kick

Inzwischen war es Nachmittag und wir kamen schlechter voran als gehofft. Dass wir überhaupt die Berge hinauf kamen, ist zu großen Teilen dem "Harry Podcast" von Coldmirror (und natürlich Tilmans Beinen, darauf legt er Wert) zu verdanken. Den Podcast starteten wir immer dann, wenn es besonders steil bergauf ging, und er sorgte dafür, dass wir uns nicht mehr nur auf unsere schmerzenden Beine konzentrieren mussten. Als wir fast aufgeben und unser Zelt einfach irgendwo aufstellen wollten, hauchte uns ein Anruf der Bürgermeisterin des nächsten Neukirchen (Pleiße) neue Radel-Lust ein. Sie sagte uns nämlich, dass wir in Neukirchen/Pleiße, das zu diesem Zeitpunkt noch 105 km entfernt war, unterkommen könnten: mit Dusche und Dach über dem Kopf! Ein wahrer Luxus, den wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen! Um das morgen, auch über Stock und Stein, zu schaffen, drückten wir noch mal auf die Tube und fuhren weitere 25 km.

Bild von Tilman hält den Brotfelsen
Tilman hält den Brotfelsen

Leider fanden wir dann niemanden, den wir nach einem Campingplatz fragen konnten. Als wir so verzweifelt waren, dass Tilman schon (ganz illegal) einen wilden Campingplatz ausgesucht hatte, kamen zwei Radfahrer vorbei. Da die Strecke sehr ungewöhnlich war, und da beide ebenfalls keine E-Bikes fuhren, kam ein kleines Gespräch zustande, in dessen Verlauf wir herausfanden, dass sie ganz in der Nähe wohnten. Diese Chance nutzten wir natürlich und fragten, ob wir irgendwo bei ihnen übernachten könnten. Das ging, und uns wurde ein Platz im Garten angeboten. Nachdem wir ihnen einige Meter hinterher gefahren waren, drehte sich der Mann um, und sagte: "Eigentlich könntet Ihr auch hier auf der Wiese übernachten, die gehört uns, und dann müsst Ihr nicht so weit zu unserem Haus fahren". Das Witzige daran: das war genau die Wiese, auf der Tilman wild zelten wollte, so dass wir jetzt absolut legal "wild" gezeltet haben. Zumindest soweit wir wissen: bei unserer letzten Übernachtungsmöglichkeit stellten wir ja erst am nächsten Morgen fest, dass die Wiese gar nicht der Person gehörte, die uns dort übernachten ließ.

Bild von Früher stark befestigte Grenzanlage, und auch heute noch kaum überwindbar
Früher stark befestigte Grenzanlage, und auch heute noch kaum überwindbar

Erstmal aßen wir dann unser leckeres Abendbrot (Auberginen-Creme, Knäckebrot, Käse) im Zelt, was einer von uns (und das war leider nicht Tilman) dafür nutzte, das Zelt mit allerlei Krümeln zu dekorieren. Dann passierte ein wahres Novum: nicht nur Tilman schlief ein, auch ich! Deswegen kommt der Blog auch erst jetzt, mit einem Tag Verspätung. Das hat auch für Euch den deutlichen Vorteil, dass ihr schon wisst, dass die Besitzer der Wiese uns zumindest am Leben gelassen haben.

Bild von Fahrtimpression - schon eine tolle Landschaft!
Fahrtimpression - schon eine tolle Landschaft!

Ein wichtiger Hinweis noch am Ende: an diesem Sonntag zwischen 12 Uhr und 13 Uhr werden wir für einige Minuten live im Deutschlandfunk (in der Sendung "Sonntagsspaziergang") zu hören sein. Zu sagen, dass wir nicht nervös sind, wäre gelogen! Wir sind schon sehr gespannt, wie wir uns anstellen werden. Wenn Ihr uns zuhören wollt (und gegebenenfalls danach auslachen) schaltet einfach ein und wundert euch über die zwei seltsamen jungen Männer, die dort ein Interview über ihre fast ebenso seltsame Reise geben werden.