Mit dem 8.Tag begann unsere zweite Woche. Und was gibt es für einen besseren Anfang in den Tag als ein ordentliches Frühstück? Familie Gilles überraschte uns mit einer enormen Varietät an Müslisorten, die mein (Tilmans) Herz gleich schneller schlagen ließ. Nachdem wir gefrühstückt und gepackt hatten und jeder mal auf dem Rad mitgefahren war (eine Tradition, die wir bisher bei allen Gastgebern durchgezogen haben), mussten wir uns leider verabschieden. Wir fuhren nach Schwerte und von dort aus an der Ruhr entlang nach Hagen. Eine erwähnenswerte Stadt, wenn auch nicht positiv. Dachten wir noch vor zwei Tagen Paderborn sei eine schreckliche Stadt zum radeln, so belehrte uns Hagen, dass sie bei weitem nicht die schlechteste ist.
Radwege, die sich alle 20m umentscheiden, ob sie nun auf der Straße oder auf dem Fußgängerweg verlaufen wollen und dann wie der Avatar verschwinden, wenn man sie am meisten braucht… Um dem ganzen zu entgehen (und zu vermeiden Zeit damit zu verschwenden, den in unserem Kopf oft abgespieleten Fall, als Zeugen in einem Unfall durch überholen in einer Kurve aussagen zu müssen) beeilten wir uns so gut es ging, und siehe da: sobald wir die Grenze nach Gevelsberg überquerten, fuhren die Autos tatsächlich vernünftiger. Mit einer kurzen Pause ging es dann zu unserem Endziel in Schwelm, wo wie während einer schönen Runde Kaffee und Kuchen, inklusive Gesangseinlage, viel plauderten um anschließend zu duschen und gemeinsam zu kochen.
Kleine Notiz: Ich habe hier nochmal kurz im Städteranking vom ADFC 2020 nachgeguckt: Lippstadt (Note: 3,56 | Platz: 12/110 in der Kategorie 50-100 tausend Einwohner) steht nicht nur bei uns besser als Paderborn (Note: 3,97 | Platz: 15/41 | Kategorie: 100-200 tausend Einwohner), Hagen (Note: 4,86 | Platz: 41/41 | Kategorie: 100-200 tausend Einwohner) ist dabei tatsächlich Deutschlands zweitschlechteste Stadt zum Radfahren (von 1024 insgesamt) und bei weitem die Schlechteste über 100.000 Einwohnern!
Tag 9 begann mit einem vorbereitetem Frühstück (obwohl das jetzt so scheint ist das nochmalerweise wirklich nicht so!). Nachdem wir ganz entspannt gegessen hatten, ging es dann direkt los (natürlich nicht ohne Gitta aufs Fahrrad zu setzen!). Wir kämpften uns zur Balkantrasse hoch, zählten E-bike Fahrer (32), normale Fahrradfahrer (4) und Rennradfahrer (6), erkannten den Bias in unserer Methodik (E-bike Fahrer überholen uns ja öfter als normale Fahrradfahrer, weil sie ja schneller sind) und beschränkten uns künftig also nur noch auf den Gegenverkehr (20 - 2 - 3) und erreichten schließlich Lennep. Auf der Balkantrasse konnten wir das Tandem voll ausnutzen. Schnell waren wir 35 km/h schnell, der Gegenverkehr verlief zu nicht-mehr-in-eBike-und-normale-Räder-unterscheidbare Schatten, und wir genoßen es endlich mal wieder autofrei zu sein. Leider ist der Spaß schnell zu Ende wenn man schnell fährt und ab Opladen fuhren wir durch das, dank Wochenende, leeres Bayergelände. Gegen alle Vernunft entschieden wir uns die letzten km nach Bonn am Rhein lang zu fahren. In Köln waren wir dann endgültig genervt von den ganzen Schönwetterradlern und fuhren auf der Straße direkt zu Malte, Hannah und Kaya.
Dort gab es erstmal im Garten Wasser, Eis, Geplapper (zB die Planung der nächsten Tour mit Malte. Die Aldi-Tour verläuft so, dass zu jedem Zeitpunkt alle Aldi-Nord nördlich von einem sind und alle Aldi-Süd südlich) und zum Wohl aller eine Dusche. Abends wurde aus Wirsing Lasagna gemacht und Dog gespielt und dann schliefen wir gemütlich auf der Couch ein. Seit dem haben wir uns von dort nicht mehr bewegt, so sieht es zumindest auf unserer Karte aus…
Doch das ganze hatte einen Grund. Ich hatte einen Arzttermin am Dienstag! Doch jetzt kommt erstmal der Montag. Da wir fuhren wir nämlich mit unserem 9€ Ticket nach Aachen um meinen alten Schulkameraden David zu besuchen. Der Tag war extrem heiß und so waren wir schnell in einem Park wiederzufinden mit einem (oder doch zwei?) Eis. Nach einem kurzem Sightseeing (habe ich erwähnt, dass es extrem heiß war?) gingen wir zu David nach Hause und spielten den Rest des Tages "Terraforming Mars" und backten Pizza. Früh aufgestanden, fuhren wir dann zum Arzt (wer hier nichts weiteres wissen will, der springe bitte zum nächsten Paragraphen!). Ich hatte kurz vor der Abfahrt etwas, was ich als Hämorrhoidalleiden selbstdiagnostizierte. Selbstdiagnose ist natürlich nicht ideal, und so ging ich noch in Haldensleben zu einer Ärztin, die dies auch bestätigte. Mit einem Rezept schickte sie mich fort und meinte, wenn das nach einer Woche nicht weg sei, dann solle ich nochmal zum Arzt gehen. Da dies nicht der Fall und ich das P(r)oblem vor dem Ausland beheben wollte nahm ich jetzt also meinen Termin beim Proktologen wahr. Der war schnell der Überzeugung, dass es sich eher um eine Analthrombose handelt. Behandelt wird sie nun mit Salbe und in 3 Monaten berichte ich hoffentlich, dass alles wieder normal ist. Zum Glück keine OP. Wie man so schön sagt: Ende gut, alles gut.
Jetzt wundert Ihr Euch bestimmt, warum wir trotzdem noch in Bonn sind. Das hat drei Gründe. Erstens: Kaya. Nachdem wir sie zum ersten Mal sahen und wir sie durch die Gegend tragen durften, konnten wir uns nicht mehr von ihr trennen. Zweitens: Die Hitze. Ein bisschen wollten wir diese erste Hitzewelle auswarten. Ida hat dazu Bedenken durch Waldbrandgebiete zu fahren, und da es im August voraussichtlich nicht besser werden wird, haben wir ja eh ein bisschen mehr Zeit. Und drittens: Neukirchen. Malte und ich sind ja letztes Jahr zusammen durch alle Neukirchen in Deutschland gefahren (siehe und lese die Neukirchen Tour für einen viel lustigeren und besser geschriebenen Blog) und ganz in der Nähe von Bonn gibt es ein wunderschönes Neukirchen. Nicht etwa wegen seiner Kirche (es ist eins der zwei Neukirchen ohne Kirche) oder des allgemeinen Dorfes, sondern wegen der Menschen die wir vor einem Jahr dort kennen gelernt haben. Die wollten wir jetzt wo wir zusammen in der Nähe sind natürlich besuchen. Doch bevor das passieren konnte, musste Malte einen Vortrag halten und eine Abgabe machen und so setzten wir das Treffen einfach auf den Samstag.
Bis dahin geschah (nicht) viel: Nachtspaziergänge mit Sternegucken (mit IDA™, jetzt auch in ihrer Stadt buchbar!), Spaziergänge im botanischen Garten, Spiele spielen, Gewitter die die Luft ertäglicher machen, Kinderwagen shopping, und Pozole kochen/essen.
Eine Sache die wir allen empfehlen können die in Bonn sind (oder vorbeikommen wollen), ist das Haus der Geschichte. Eine fantastisches Museum mit einer echt gut durchdachten und interessanten Ausstellung zu Deutschland zwischen 1945 und heute. Aber bringt Zeit mit, Ida und ich haben 2 Tage dafür gebraucht!
Zu guter letzt eine weitere kleine Sterbildungsstunde mit Ida. Dieses mal zum Sternbild Schwan, den wir nicht nur im Museum auf Spielzeug gesehen haben, sondern auch auf unserem Nachtspaziergang.
Habt ihr schonmal in den Sternenhimmel geschaut und euch gefragt, was man eigentlich neben dem großen Wagen noch so sehen kann? Dann habt ihr schonmal die wichtige Frage gestellt! Ein Sternbild möchte ich euch heute vorstellen, damit ihr beim nächsten Nachtspaziergang vor euren Begleitern angeben könnt :) Das Sternbild des Schwan ist ein typisches Sternenbild des Sommers. Es befindet sich in dem gut auffindbaren Sommerdreieck (kein eigenes Sternebild, aber gut zu erkennen an, man glaubt es kaum, 3 hellen Sternen, die 3 Sternenbildern zugeordnet werden können (Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler)). Aber wie findest man das Sommerdreieck und seine Sternenbilder? Probiert es mal mit Maltes Methode: Einfach Brille ab und schon seht ihr 3 helle Sterne! Oben links verortet sich dann das Sternenbild des Schwans, welches ihr auch skizziert auf der Rakete sehen könnt. Wenn ihr mehr wissen wollt, besucht euer örtliches Planetarium oder nehmt die Fahrt in Kauf: In Potsdam kenne ich da ein sehr gutes :) (Urania Planetarium)
Bis in einer Woche und trinkt viel bei der Hitze!
Tilman und Ida :)