Die vierte Woche beginnt und am Ende dieses Blogeintrags sind wir schon einen Monat unterwegs! Aber eins nach dem anderen!
Am Samstag ging es erstmal zu Suse und Calle. Auf Empfehlung von Niels nicht 60km auf direktem Wege, sondern mit dem einen oder anderen Umweg durch einen Nationalpark. Das waren gut investierte 30km, erst durch Alkmaar und dann immer schön an der Küste lang. Auf jeden Fall schöner als an der Straße lang!
Und genauso wie Puschel flogen auch wir die Dünen hoch und wieder runter und waren dann doch ganz schnell in Voorhout. Dort fuhr Calle erstmal mit mir um den Block, um das Tandem sicher in Hintergarten zu verstauen. Und dann wurde geplappert, so lange, dass Plan A für den Abend nicht mehr realisierbar war, und so machten wir einfach Plan B. Nach einem wunderbaren Sonnenuntergang am Strand und dem 50 Jahre alten Geräuschen von Voyager 2 fiel ich dann ins Bett (ja, reiner Luxus!) und war tief im Traum, bevor ich merken konnte, dass Ida neben mir auch schon eingeschlafen war.
Auf Samstag folgte wie in den letzten 3 Einträgen auch (oder vielleicht etwas länger) der Sonntag und wir hatten nur einen Plan für den Tag: Strand. Doch leider hatte der Tag einen anderen Plan und es regnete. Die Alternative war der Hortus in Leiden. Ein Paradies zum Fotografieren und mit Wissen über mexikanische Pflanzen angeben. Für Ida gab es dann eine Führung durchs Observatorium inklusive demjenigen Stuhl, wo damals Einstein gesessen haben soll (nur das Beweisbild dazu fehlt...)
Zurück zuhause sahen wir das Fußball-Endspiel Deutschland-England und obwohl sie leider verloren, war alles nach der Lasagne, die bis dahin fertig war, schon wieder besser. Und dann ließen wir den Tag langsam zu Ende gehen zwischen Unterhaltungen und Portwein.
Am Montag ging es dann nach gemeinsamem Frühstück mit Suse los - und das wars eigentlich auch schon. Wir fuhren mit unseren Käsefüßen durch Gouda und Leerdam, mit zwei Fähren und schließlich den Deich lang bis zu Willem, bei dem wir über welcome to my garden (wtmg) übernachten durften.
Schnell war unser Zelt aufgebaut, schneller noch die Brötchen vom Morgen ausgepackt (die wir irgendwie über den Tag nicht gegessen hatten), dann wurde auch noch geduscht (das gehört auch nicht zu wtmg) und schließlich schliefen wir hinter der Windmühle ein.
Windmühle? Ja, wir sind schließlich in (Süd-)Holland und da gibt's nun mal ein Haufen Windmühlen! Was man nicht mehr so oft sieht und von was wir am Dienstag geweckt worden sind: sich bewegende Windmühlen!
Nachdem Willem uns gesagt hat, dass dort tatsächlich noch Mehl gemahlen wird, mussten wir uns das natürlich näher ansehen und schwupp lernten wir jemanden kennen, bekamen eine private Tour und 2 Stunden später wären wir einsatzbereit gewesen, wenn da nicht diese nervige Radtour gewesen wäre.
Da es nun schon nach Mittag war und die Sternwache Haley hinter Den Bosch nicht auf unsere zahlreichen Versuche sie anzurufen reagiert hatte fuhren wir direkt nach Eindhoven. Dort machten wir keine Stadtbesichtigung und fuhren nicht mal in die Stadt, sondern direkt zum Hovenring, ein Fahrradkreisverkehr, der als Brücke über eine Autokreuzung verläuft.
Abends wollten wir dann wildzelten, oder so ähnlich, denn in Belgien gibt es Orte, an denen man das darf. Teilweise mit Buchung übers Internet, teilweise über SMS und teilweise einfach so. Da die beiden ersten Optionen nur volle Plätze anboten (die Niederländer hatten schließlich Urlaub!), überlegten wir uns das nochmal. Und während wir überlegten, sahen wir jemanden draußen, fragten ihn und durften natürlich auf seiner Pferdeweide unser Zelt aufschlagen. Und so schliefen wir doch noch eine Nacht in den Niederlanden.
In aller Frühe ging es dann am Mittwoch weiter, denn der Tag sollte heiß werden und wir wollten bis Mittag schon einige km hinter uns haben, wir wurden direkt belohnt: Morgenstund hat wirklich Gold im Mund.
Und dann holten wir schnell unseren Grenzenmangel auf! Gleich 17 mal überquerten wir die Grenze! Die belgische Enklave Baarle-Hertog ist historisch bedingt kompliziert in die niederländische Stadt Baarle-Nassau eingebaut, die wiederum aber auch Contra-Enklaven hat.
Bei so vielen Grenzen gibt es natürlich keine Grenzschilder mehr, dafür gibts aber ein besonderes Stadteingangsschild (inklusive Puschel).
Und dann folgten wir Peter Wackels Empfehlung und fuhren nach Malle (Entschuldigung an unsere Übersetzer, die das jetzt erklären müssen). Von dort dann am Kanal entlang, mit einer Eis-Pause nach Antwerpen, wo wir im Park die Hitze im Schatten überbrückten und abends bei Wim und Jenny eintrudelten. Zwei extrem offene Menschen, die erst vor geringer Zeit arbeitsbedingt aus China wieder nach Belgien gezogen sind - und davor durch Asien radelten. Und nach dem Abendbrot mitten in der Unterhaltung merkten wir, dass Peter doch nicht Recht hatte, denn Malle war bei uns bereits zweimal im Jahr.
Wir hatten in Antwerpen aber noch was vor und hatten uns deshalb gleich den nächsten Tag frei genommen. Und so ging es am Donnerstag gleich nach dem Frühstück los ins "Abenteuer Nahverkehr". Natürlich konnte man weder an unserer Haltestelle noch in der Tram ein Ticket kaufen und so fuhren wir erstmal 4 Stationen schwarz bis Antwerpen Central.
Von dort (nun mit Tageskarte, denn die kostet dasselbe wie drei Einzelfahrten) weiter mit - wie sich später rausstellte - dem einzigen Zug, den wir nicht nehmen durften. Statt eines Tickets überzeugten wir den Kontrolleur, uns einfach aussteigen zu lassen, eine Haltstelle vor unserem Ziel. Nun fuhren wir also 15 Minuten mit der Tram zurück, um den Bus in diese Richtung zu nehmen. Jener hatte allerdings keine Anzeigen der Haltestellen, weshalb wir stark darauf geachtet haben, ob wir eine der 3 Haltestellen vor unserer sehen. Als wir dann ausstiegen, 4 Haltestellen zu spät, und wir zurück liefen, lernten wir auch, warum wir nichts gesehen haben: es gab eine Baustelle und deshalb wurden insgesamt 5 Haltestellen übersprungen! Leider stand das nur an den übersprungenen Haltestellen und Ansagen dazu gab es im Bus auch keine...
Und dann waren wir endlich an unserem Ziel: das Urania Planetarium. Aber nicht das in Potsdam, wo Ida gearbeitet hat, sondern das in Antwerpen. Und das schon mal voraus, die hatten auch ein ZKP2 (Zeiss Klein Planetarium), dasselbe Modell, das vor 3 Monaten in Potsdam stand! Hilde hatte sich extra Zeit genommen, uns alles zu zeigen, an einem Tag, an dem es sonst geschlossen wäre. Und so wurden wir durch das Gebäude geführt: Durch die Bibliothek, die sich nur mit Astronomie befasst, in die Kuppel, die in einer Hälfte einer Kirche liegt mit dem ZKP, das auf einem Podest hoch und runtergefahren werden kann und wo Canopus, wie in Potsdam, auch nicht prominent sichtbar war. Weiter in den Observatoriumsturm, wo die Sternwarte sitzt und Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben wird, und schließlich durch die anderen Räume, wo Ausstellungen waren - oder während Corona Livestreams zu diversen Themen aufgenommen wurden.
Und dann ging es zurück in die Stadt. Dieses mal mit den richtigen Bussen und Zügen. Ohne weitere Vorfälle, außer dass die Endhaltestelle umbenannt wurde. Dort angekommen touristierten wir vor uns hin. Doch die Stadt war uns ein bisschen zu voll und die Kircheneintritte von 12€ p.P. ein bisschen (viel) zu teuer. Und so begnügten wir uns damit, die Stadt mal gesehen zu haben, und fuhren schnell zurück, weil wir noch mexikanisch kochen wollten. "Schnell" mit Verspätung, dass kann nicht nur die DB!
Leider war es Donnerstag und deshalb der nächste Supermarkt geschlossen (wer hätte das auch erwarten können?) und so rentierte sich unsere Tageskarte doch noch mit einer vierten Fahrt zurück vom Supermarkt! Und zu Chiles en Nogada und einem Apfelstrudel von Jenny unterhielten wir uns erneut bis tief in die Nacht.
Freitag Morgen wachten wir dann um 6Uhr auf, nur kurz, um uns von Wim zu verabschieden, der zur Arbeit radelte. Nach einem kurzem Weiterschlaf frühstückten wir mit Jenny und fuhren schweren Herzens los. Wundert euch also nicht, wenn unsere nächste Reise zu den beiden nach China geht! Es ging nach Mechelen, wo der Malinois herkommt und wo es eine beeindruckende Kathedrale gibt.
Dort machten wir Pause und trafen später meinen Studienfreund Nico mit Jess und Arthur, die auf dem Weg von Calais nach Frankfurt für uns einen kleinen Umweg genommen hatten. Nach weiteren 40km schlugen wir unser Zelt in einem Garten auf, kurz vor Gent. Warum wir gerade so wenig fuhren, als ob wir auf einen Termin hinarbeiten würden? Müsst ihr euch wohl auf den Bericht der 5. Woche gedulden. Bis dahin stellt Ida euch noch das Sternbild des Skorpions vor.
Zuerst: Warum Skorpion? Nun, eine Frage, die wir bisher allen Leuten aus anderen Planetarien gestellt haben, ist: Was ist dein Lieblingssternbild? Und Hilde, aus dem Planetraium in Antwerpen hatte eine gute Antwort parat: der Skorpion! Sie verbindet das mit Urlaub. Es ist nämlich ein wunderschönes Sommersternbild. In unseren Breiten steht es meist nur knapp am Horizont. Wenn ihr allerdings Urlaub im Süden macht, dann könnt ihr das ganz sicher bei einer lauen Sommernacht mit einem Gläschen Wein genießen. :)
Es gibt auch mehrere interessante Mythologien aus dem griechischen Kulturkreis dazu. Und meistens spielt ein sehr bekanntes Sternbild mit: Orion. Der Skorpion wurde von verschiedenen Leuten (je nach Sage) damit beauftragt, Orion zu stechen. Mal geht es gut und mal schlecht aus für Orion. Da die beiden sich allerdings in allen Sagen nicht gut verstehen, befinden sie sich auch auf unterschiedlichen Seiten des Sternenhimmels. Skorpion im Sommer, Orion im Winter. Für mehr Details empfehle ich euch einen Besuch zur Sagenshow im Urania Planetarium in Potsdam. Interessanterweise interpretieren viele andere Kulturen diese Konstellation auch als Skorpion. Zum Beispiel die Maya und die arabische Welt. Ein Stern im Sternbild "λ-scorpii" oder auch "shaula" wird ins arabische mit "der erhobene Stachel" übersetzt.
So, nun aber raus mit euch, Sterne gucken, und bis nächste Woche!