Moinsen, diese und nächste Woche habe ich (Madita) die Ehre, die Blogeinträge zu schreiben und von der Reise und meinen Eindrücken zu berichten während des kurzen Abschnittes, bei dem ich Ida und Tilman begleite. Viel Spaß beim Lesen, es wird spannend!
Nach einer erholsamen Nacht im Hostel standen wir am Samstag (13.05.) morgens auf, frühstückten entspannt mit einer wundervollen Aussicht auf die Berge und machten uns kurz darauf auf den Weg. Geplant war es ca. 100 km zu fahren, damit wir abends bei Sven und seiner Familie auf der Insel Krk ankommen konnten.
Zunächst bewölkt ging es ein bisschen bergauf bis zur kroatischen Grenze, bei der wir nicht wussten, was uns dahinter erwarten wird…
Denn es stellte sich heraus, dass man dem Wetterbericht in den Bergen nicht vertrauen kann. Wir dachten uns nicht viel dabei, als wir hinter den Bergen das Donnern vom Gewitter hörten, da ja laut Wetterbericht für unsere Strecke nur leichter Regen angesagt war. Dass wir deutlich falsch damit lagen, merkten wir, als es anfing in Strömen zu regnen, während wir ein gutes Stück bergab fuhren. Als wäre das nicht schon anstrengend genug, kam auch noch Hagel hinzu. Unglücklicherweise gab es in diesem Waldstück keine guten Unterstellmöglichkeiten, jedoch hielten wir an und saßen kurz den Hagel und den Regen aus, als wir einen Radfahrer trafen, der genau in die andere Richtung fuhr. So standen wir dann am Straßenrand eng an eng unter der Zeltplane.
Kurze Zeit später fanden wir dann einen Unterstand, bei dem wir pausierten, uns aufwärmten mit Tee, die Socken auswrangen und die Schuhe ausgossen.
Als der Regen fast aufhörte, fuhren wir weiter und natürlich fing es dann wieder an ordentlich zu regnen, nur dieses Mal ohne Hagel. Irgendwann kamen wir in einem kleinen Dorf an, in dem so kräftig die Sonne schien, dass man nicht hätte vermuten können, dass es geregnet hatte. Und so nutzten wir die Gelegenheit und trockneten unsere Klamotten. Dabei sahen wir noch eine äußerst fotogene Eidechse.
Dann ging es – wer hätte es gedacht – weiter bergauf, bis wir kurz vor Rijeka das Meer sehen konnten. Zur Abwechslung gab es dann mal eine längere Abfahrt mit einer kurzen Pause in Rijeka. Also fuhren wir mal rasend schnell bergauf, mal schleichend langsam bergab oder so. Als es dämmerte kurz vor Krk, bekam ich ungünstigerweise Migräne. Was gut war: Es wurde langsam dunkel und somit war es nicht ganz so anstrengend für meine Augen. Was schlecht daran war: Es war sehr anstrengend, mich im Dunkeln auf das Fahrradfahren zu konzentrieren. Also war die Dunkelheit Fluch und Segen zugleich… naja und die Migräne nur Fluch. Aber Hey da es Abend war, kamen wir sehr entspannt über die Brücke, zumindest ohne viel Autos. Jedoch gab es ab und an so eigenartige Zacken auf der Fahrbahn, wo mein Reifen fast drin stecken blieb und auf der Brücke meine Kette das erste Mal rausgesprungen ist. Dennoch haben wir es sicher auf die Insel geschafft! Dann ging es hügelig weiter und irgendwann kamen wir bei Sven an, wo wir sogar im Apartment über der Wohnung schlafen durften. Und so fielen wir k.o. ins Bett.
kurze Review zu meinen ersten 100km Fahrradfahren an einem Tag:
Das waren also meine ersten 100km auf dem Fahrrad. Ich hätte weder gedacht, dass ich noch Rucio (mein Fahrrad) das schafft. Ich glaube, ich hatte alles, was man sich so vorstellen kann: 100km Strecke hinter sich zu legen, Berge, Regen, Hagel, Sonnenschein und bis spät in den Abend Fahrrad fahren.
Als wir am Sonntag (14.05.) aufwachten, sah man – abgesehen vom Regen – die Berge und das Meer vom Fenster aus. Da es eigentlich den ganzen Tag regnete und ich erneut Migräne hatte, bestand der Tag quasi nur aus schlafen und essen. In einer kurzen Regenpause wagten wir es einmal an den Strand.
Der Montag (15.05.) sah schon etwas besser aus und wir frühstückten kivelo vrhnje (Sauerrahm), den wir fälschlicherweise mit Joghurt verwechselt hatten, jedoch überraschenderweise ziemlich gut schmeckte mit Haferflocken, Banane und Schoki. Dann halfen wir bei dem schönem Wetter beim Streichen, um das Grundstück für den Sommer zurecht zu machen.
Später am Nachmittag wurden wir von der älteren Tochter mit dem Auto mitgenommen zum Ort Krk, durch den wir schlenderten. Nachdem wir uns noch etwas beim Döner holten - wo auch sonst – fuhren wir wieder zurück. Da das Wetter so schön war, ließ ich es mir nicht entgehen nochmal ins Wasser zu springen, während Ida und Tilman lieber auf dem Trockenen blieben.
Abends machten wir dann Couscous Salat und aßen mit wunderschöner Aussicht auf die Berge und das Meer und sahen uns den Sonnenuntergang an. Und bevor wir schlafen gingen, schauten wir noch einen Film.
Mit dem Plan am Dienstag (16.05.) weiterzufahren, wachten wir morgens auf, jedoch löste sich dieser recht schnell in Luft auf. Denn in Kroatien gibt es sogenannte Bora Winde, die vom Gebirge durch Schneisen in Richtung Küste und Meer ziehen und dabei böenartig hohe Geschwindigkeiten erreichen können. Diese hinderten uns daran weiterzufahren. So verging die Zeit, wir waren erneut am Wasser, dieses Mal mit den Hunden, ich war baden und abends zockten wir mit der jüngsten Tochter von Sven Mario Kart.
Am Mittwoch (17.05.) wollten wir nun wirklich losfahren und taten dies auch gegen Mittag. Als wir kurz vor der Brücke waren bemerkten wir bereits den starken Wind. An der Brücke angekommen war es extrem windig und wir stellten fest, dass die Brücke für viele Verkehrsmittel aufgrund des Windes gesperrt war. So dachten wir, könnten wir per Anhalter stückweise die Räder rüber transportieren, was sich jedoch als schwierig herausstellte. Als dann noch Tilmans Helm kaputtgefahren wurde, da dieser durch den Wind auf die Straße transportiert wurde, entschieden wir uns, doch noch eine Nacht bei Sven zu bleiben. Glücklicherweise wurde nur der Helm und nicht wir vom Winde verweht.
Da wir nur noch zwei Helme hatten, wurde ich mit Idas Fahrrad abgeholt und Ida und Tilman fuhren die Strecke mit meinem Fahrrad und dem Lastenrad zu Svens Haus zurück. Da wir abends grillen wollten und dringend einen neuen Helm benötigten, fuhren Ida und Tilman mit den anderen einkaufen. Wie schon erwähnt, ließen wir dann den Abend mit leckerem Gegrillten ausklingen.
Donnerstag (18.05.) sollte nun endlich der Tag sein, an dem wir weiterfahren wollten zu den Plitvicer Seen. Wir waren sogar so klug, dieses Mal im Internet zu beobachten, wie die Einschränkungen der Brücke sind, damit wir nicht kurz davor wieder vor dem gleichen Problem stehen würden. Da die Winde erst am Nachmittag weniger werden sollten, frühstückten wir entspannt und halfen noch etwas am Grundstück. An der Brücke angekommen war der Wind zwar mäßig, aber die Autos stressig. Denn die Brücke ist so gebaut, dass man entweder die Spur für die Autos nehmen muss oder einen sehr schmalen Fußgängerweg am Rand.
Nach ungefähr einem stressigen Drittel über die Brücke fuhren wir kurz zur Seite ran und Ida und ich entschieden uns die stressigen Autos zu umgehen und über den Fußgängerweg zu schieben, während Tilman die Autospur nahm.
Nachdem wir uns hinter der Brücke wiedervereinten, ging es einen „Weg“ hinauf, der mehr einem Pfad mit losen Steinen ähnelte als einem wirklich ausgeschriebenen Weg.
Der restliche Tag lässt sich eigentlich auf zwei Wörter reduzieren: steil bergauf. So steil, dass mein guter Rucio und ich teilweise schieben mussten, was irgendwie auch nicht einfacher war. Achso und ich habe vergessen zu sagen, dass es auch noch gut windig war. Als sich der Tag langsam dem Ende neigte und wir zwar nicht weit aber doch wieder gut aufwärts gekommen sind, durften wir mit einem wunderschönen Ausblick auf die Berge und das Meer bei Leuten im Garten schlafen, die sogar einen superflauschigen Hund hatten.
Nach den ersten oder vielleicht auch zweiten Sonnenstrahlen fuhren wir am Freitag (19.05.) weiter… bergauf. Das Ziel heute war es hinter das Gebirge zu kommen. Abgesehen davon, dass es immer noch gut windig zwischenzeitlich war, war es schön zu beobachten, wie sich die Landschaft verändert.
Bei einer kurzen Trinkpause in einem Dorf, kam eine Frau über die Straße, ging in ein Haus und kam einen kurzen Augenblick später wieder raus und nahm unsere Trinkflaschen mit. Zu unserer Überraschung kam sie nicht nur mit gefüllten Flaschen wieder, sondern auch mit frisch gemachtem frittiertem Gebäck. Nach einem kurzen Powersnack konnte es dann weiter gehen.
Auf einer Hochebene, die mit ihren leichten Hügeln und freilaufenden Pferden – wir sahen sogar ein Fohlen – zum Verweilen einlud, machten wir dann eine längere Verschnaufpause. Während der Weiterfahrt erfuhren wir dann, wie genau die Bora Winde zustande kommen, als wir an einer Windschneise kurz anhielten und den Wind zu spüren bekamen. Es gibt sogar ein Video davon... naja und was soll man groß erwarten, außer das Rauschen des Windes zu hören. Dennoch genossen wir an einem Aussichtspunkt die Landschaft für einen Augenblick.
Als wir die Bergkette geschafft hatten und die Küste hinter uns ließen, änderte sich die Landschaft schlagartig. Es gab dichten Wald, manchmal größere freie Flächen und wir fuhren durch viele kleine Dörfer beziehungsweise an vielen Höfen vorbei, wodurch sich ein „Dorf“ über einige Kilometer strecken konnte. Dabei waren etliche Höfe und Häuser verlassen und heruntergekommen. Dem Anschein nach konnte man sehen, dass einige von denen schon seit mindestens einem Jahrzehnt verlassen waren. Da die Gegend so dünn besiedelt war, ähnelten die Straßen zwischen den Ortschaften auch eher einem sehr breiten Fahrradweg als einer Straße, da uns auch nicht allzu viele Autos begegneten.
Als es schon langsam Abend wurde und wir an einer kleinen Häusergruppe – also 3 Häusern – vorbeikamen, fingen plötzlich zwei Hunde an zu bellen. Die meisten Hunde, denen wir bisher begegnet sind, haben nur gebellt und sind auf dem Grundstück geblieben selbst ohne Zaun, diese beiden jedoch nicht. Wir fuhren recht langsam vorbei, als der größere Hund (der war wirklich groß) uns hinterherrannte und in eine von Idas Fahrradtaschen biss, sodass sie hinfiel. Zum Glück hatte Ida rechtzeitig ihren Arm weggezogen, denn der Biss in der Tasche war ziemlich nah an ihrem Arm gewesen. Der Hund bellte und lief dann weg. Schockiert von dem, was gerade passiert ist, blieben wir erstmal stehen - denn wer rechnet schon damit von einem Hund angegriffen zu werden, an dessen Grundstück man nur vorbeifährt? – Als wir jedoch versuchten, die Polizei anzurufen, um den Schaden mit der Versicherung klären zu können, stellte sich heraus, dass wir ausgerechnet dort nicht einmal Empfang hatten. So fuhren wir weiter mit dem Ziel zum nächsten Dorf zu fahren… also ein richtiges Dorf, was man auch als Dorf erkennen könnte. Dies zog sich ein gutes Stück, da es viele vereinzelte und auch verlassene Häuser und Höfe gab. Auch dort machten einige Hunde Stress und bellten, knurrten und liefen uns hinterher, als wir vorbeifuhren, jedoch ohne uns anzugreifen.
Im nächsten Dorf angekommen, rief Tilman die Polizei an, die jedoch maximal überfordert war mit der Situation. Als wir dann ein paar nette Menschen fanden, bei denen wir im Garten schlafen durften, bauten Ida und ich das Zelt auf, während Tilman an einer Kreuzung auf die Polizei wartete. Als die Polizei ankam, bemerkten die Beamten, dass das nicht mehr ihr Einsatzgebiet sei, woraufhin Ida bei den Beamten mitfahren sollte, um die Daten an eine andere Polizeistelle weiterzuleiten. Naja die Polizei schien von allem sehr verwundert und etwas überfordert zu sein, da sie auch sehr überrascht waren, dass Leute einfach freiwillig draußen im Zelt in einem Garten schlafen wollen. Als das gröbste geregelt war und Ida wieder zurückgebracht wurde, waren wir alle so fertig, dass wir schnell einschliefen.
Das war eine aufregende erste Fahrradwoche! Und wenn ihr denkt die zweite wird jetzt langweilig, dann muss ich euch enttäuschen. Seid gespannt auf den zweiten Teil!