Da die Gegend so rural war und wir dieser nach dem letzten Abend etwas skeptisch gegenüberstanden, beschlossen wir Samstag früh (20.05.) nicht zu den Plitvicer Seen zu fahren. Zumal wir ein gutes Stück weiter durch dieses Gebiet hätten fahren müssen. Stattdessen sollte es nun wieder zur Küste und zu den Krka Wasserfällen gehen. So fuhren wir weiter in Richtung Otočac, wo wir vor dem Lidl unser Frühstück genossen. Die Strecke war sehr angenehm zu fahren, da sie größtenteils flach war.
So kamen wir an einem überschwemmten, aber wunderschönen Fluss vorbei, begegneten unserer ersten Schlange in Kroatien, bis es dann wieder ein Stück bergauf ging.
Bei einer längeren Pause an einem Aussichtspunkt konnte man das überschwemmte Tal erblicken. Als wir schließlich wieder bergab fuhren, hatte einer von Idas Reifen einen Platten, woraufhin wir diesen kurzerhand am Straßenrand wechselten.
Um den Reifendruck zu überprüfen, suchten wir bei der Weiterfahrt nach Leuten mit einer Luftpumpe inklusive Bar Anzeige. So fragten wir bei einem Mann mit einer Autowerkstatt und er gab uns nicht nur die Luftpumpe, sondern bot uns auch übrig gebliebene Torte und Saft an.
Nachdem unsere Bäuche mit leckerer Torte gefüllt waren, fuhren wir entspannt weiter nach Gospić, welcher jedoch einen seltsamen Eindruck machte. Als die Sonne sich langsam dem Horizont näherte, fragten wir kurz hinter Gospić ein jüngeres Paar, die ein Haus bauten, ob wir in deren Garten schlafen könnten. Und so konnten wir dort unser Zelt aufbauen. Obwohl wir meinten, dass wir nichts bräuchten, brachten sie uns Cola, Kekse und selbstgemachten luftgetrockneten Schinken. So saßen wir im Zelt, aßen Abendbrot und passten somit den Regen genau richtig ab.
Wir dachten, wir hätten den Schock des vorigen Tages überstanden, jedoch wurden wir eines Besseren belehrt. Denn mitten in der Nacht wachten wir von einem lauten Hundebellen auf. Man sollte vielleicht dazu sagen, dass auf diesem Grundstück und auch in der Nähe über den Abend hinweg kein Hund zu hören war… sonst hätten wir da auch nicht unser Zelt aufgestellt. Naja der Hund kam immer näher an unser Zelt, bellte und knurrte. Dem Bellen nach zu urteilen, war es auch kein kleiner Hund. Da dieser nicht aufhörte zu bellen und zu knurren und wir es mit der Angst zu tun bekamen, riefen wir erneut die Polizei. Denn aus unserer vorigen Erfahrung konnten wir uns nicht sicher sein, dass er uns nicht angreifen würde. Die Polizei war natürlich überfordert damit. Sie meinten, sie schicken jemanden, um sich das anzuschauen. Jedoch gab der Hund irgendwann, nach über einer Stunde uns pausenlos zu bedrohen, auf und entfernte sich von uns. Nach ein paar Stunden Aufregung in der Nacht schliefen wir dann wieder ein.
Ich sagte doch, dass es weiterhin spannend bleibt. Zudem stellten wir fest, dass hinter den Schienen von denen wir nur einige Meter entfernt waren und schliefen, ein potenzielles Minengebiet anfing.
Am Sonntag (21.05.) ging es recht früh los und nahmen den Schinken mit im Austausch gegen eine Packung Nüsse, da wir nicht wussten, wann das Paar wiederkommen wird. Glücklicherweise verlief die nächste Strecke auch recht flach. Wir fuhren erneut an vielen verlassenen Häusern vorbei und sahen einen ehemaligen Panzer als Denkmal an den Krieg.
Da das Wetter fast zu gut war, machten wir mittags eine längere Pause, bevor es wieder ein kleines Stück bergauf gehen sollte. Nachdem wir auch dies geschafft hatten, stand uns eine 8km Abfahrt entlang einer Küstenstraße bevor mit einer schönen Aussicht. Mit einigen Pausen, um unsere Bremsen abzukühlen, schafften wir es bis nach unten.
Da es entlang der Küste später noch gewittern sollte und wir es bis zum Campingplatz in der Nähe von Zadar schaffen wollten, mussten wir einen Zahn zulegen.
Beim Fahren konnten wir wieder das Gewitter von der Seite beobachten, bis wir am geplanten Campingplatz ankamen, der jedoch gerade im Umbau war. So entschieden wir uns auf Empfehlung von einem Dauerurlauber, den 8km entfernten Campingplatz anzusteuern. Und so radelten wir los im Sprint, um dem Regen zu entkommen.
So schafften wir es am Ende des Tages doch auf ca. 95km. Diese waren doch deutlich entspannter als die ersten 100km. Den restlichen Abend verbrachten wir damit, endlich wieder unsere Wäsche zu waschen – natürlich per Hand – und kochten lecker Nudeln. Da abends wieder nichts mehr vom Regen zu sehen war, sahen wir uns den Sonnenuntergang an und schliefen irgendwann ein.
Mit strahlend blauem Himmel und den ersten Sonnenstrahlen standen wir morgens (Montag 22.05.) auf. Kurz darauf boten unsere Campingnachbarn uns an, mit im Nationalpark Paklenica des Velebit Gebirges wandern zu gehen. Zumal die beiden bereits erfahren waren, nutzten wir die Gelegenheit und fuhren mit den Fahrrädern zum Eingang des Nationalparks.
Es war zwar sehr anstrengend, mal so richtig wandern zu gehen, aber für den Ausblick hat es sich definitiv gelohnt.
Das Highlight für mich war das Klettern zwischen den Felsen kurz vor dem Gipfel, da man zwar schauen musste, wie man sich am besten hochklettert, aber man die Felsen gut greifen konnte.
Auf dem Rückweg nach unten, machten wir an einer Art Bach mit kleineren Wasserfällen Halt und um meine überhitzte Batterie runterzukühlen, ging ich mit den Beinen ins Wasser... und es war wirklich kalt. Glücklicherweise entschied ich mich dagegen beim Wasserfall ganz zu baden, denn kurze Zeit später, passten wir einmal wieder halbwegs gut das Gewitter ab, da wir den anstrengendsten Teil bereits hinter uns hatten. Und was bietet sich besser an, als das Gewitter unter ein paar Felsen – fast wie Höhlenmenschen – auszusitzen?
Als der Regen weniger wurde und wir uns auf den restlichen Weg nach unten machten, fing es – wie es auch sein sollte – nochmal ordentlich an zu regnen, sodass wir trotzdem nass wurden. Wir gingen noch schnell einkaufen und kamen dann wieder am Campingplatz an, duschten uns, trockneten erneut unsere Sachen und kurze Zeit später schien schon wieder die Sonne. Verrücktes Wetter hier in Kroatien. Abends unterhielten wir uns mit unseren Campingnachbarn und aßen am Strand Tortellini zum Sonnenuntergang. Mit der bösen Vorahnung am nächsten Tag ordentlich Muskelkater zu haben, schliefen wir ein.
Hier folgt nochmal ein Einblick in Tilmans coole Naturfotografien von der Wanderung:
Ein kleines Wimmelbild ist auch dabei:
Der Dienstag (23.05.) war nun der Tag der Weiterfahrt. Morgens frühstückten wir in Ruhe und bauten langsam unser Zelt ab. Natürlich musste ich noch einmal ins Wasser und somit fuhren wir erst am späten Vormittag los.
Es war sehr warm, weshalb wir uns auf dem Weg ein Eis vom Plodine (einem Supermarkt) gönnten. Nach ein paar Kilometern hinter einer Brücke, suchten wir uns ein halbwegs schattiges Plätzchen. Dort blieben wir jedoch nicht lange, da von dem Baum, unter dem wir saßen, stachelige Raupen fielen. Also schnell weiter.
Mit einem kurzen Stopp am Friedhof, um unsere Kleidung nass zu machen, suchten wir nach einem besseren Platz, um die Hitze auszusitzen. So fanden wir in einem Ort einen Feldweg, auf dem wir uns breit machten. Es stellte sich jedoch heraus, dass dort immer wieder Leute lang mussten, die jedoch sehr entspannt waren. Am späten Nachmittag schwangen wir uns wieder auf den Sattel und radelten weiter, wobei wir einige Schlangen sahen – leider mehr tote als lebende – und sogar einer kleinen Schildkröte begegneten.
Als sich der Tag langsam dem Ende neigte, fragten wir einen Herren, bei dem wir auf einer Oliven Plantage schlafen durften… also waren wir uns nicht ganz sicher, ob es seine war oder er einfach nur meinte, dass wir dort bestimmt schlafen könnten. Auf dem weichen Boden der Plantage schliefen wir später ein.
Morgens (Mittwoch, 24.05.) standen wir bereits um 5 auf und machten uns auf den Weg zu den Krka Wasserfällen. Wir kamen bereits am Vormittag an und wollten unser Gepäck an der Information abgeben, damit wir erst abends hoch zum Campingplatz fahren mussten. Die Information teilte uns jedoch mit, dass das nicht möglich sei, obwohl sie mit Fahrradfreundlichkeit werben.
So fuhren wir die 200 Höhenmeter auf 5km ‚gestreckt‘ hoch zum Campingplatz, luden unsere Sachen ab und machten uns auf dem Weg zur Bushaltestelle. Wir kamen dabei auf die glorreiche Idee ein Fahrrad mitzunehmen und damit zwei Leute gleichzeitig zu transportieren, damit wir die 2km zum Bus nicht in der Hitze laufen mussten. Also wechselten wir uns immer wieder ab und kamen – vielleicht sogar ein wenig schneller – am Bus an.
Nachdem wir unsere Eintrittskarte für den Nationalpark gekauft hatten, stellt sich heraus, dass der Park in 6 Teile mit verschiedenen Eingängen unterteilt ist. Dabei muss man bei jedem einzelnen Eingang erneut den kompletten Eintrittspreis zahlen... so könnt ihr euch ausrechnen, wie viel man bezahlt, wenn man den kompletten Park sehen will.
Naja am Eingang angekommen, mussten wir feststellen, dass es dort sehr überfüllt mit Menschen war. Das lag unter anderem daran, dass es nur einen ausgeschriebenen Weg gab. Abgesehen davon, konnte man gut das Fließen des Wassers beobachten, verschiedenste Wasserfälle sehen und auch einige Insekten beobachten. Tilman gab sich dabei alle Mühe, die Libellen mit der Kamera einzufangen:
Das Bild (oben) vs. wie es entstanden ist (unten)
Da es in dem Gebiet, seit längerem viel geregnet hat, gab es einige leicht überschwemmte Stellen und leider durfte man deshalb auch nicht baden. Also entspannten wir uns an den Wasserfällen und gingen gegen Abend eine zweite Runde, die deutlich ruhiger und entspannter war, sodass wir die Umgebung noch einmal richtig genießen konnten.
Als wir abends wieder am Campingplatz waren, beschlossen wir in dem kleinen Restaurant dort eine Portion Pommes zu essen und beobachteten, wie zwei Katzen sich mit einer kleinen Eidechse anlegten. Keine Sorge die Eidechse wurde dann von einer netten Frau gerettet und weggebracht. Abends unterhielten wir uns noch mit zweit Leuten aus Großbritannien, die durch Europa wandern und fielen etwas später nach dem Duschen ins Bett.
Der Donnerstag (25.05.) begann wieder recht entspannt, sodass wir uns vormittags in Richtung Split aufmachten. Etwas hügelig ging es dann weiter, bis wir um die Mittagszeit herum im Schatten einer Kapelle auf einem Friedhof verweilten. Wir spielten Punto und ruhten uns aus. Als wir bemerkten, dass es gewittern sollte, fuhren wir ein kleines Stück weiter, um unter einer Autobahnbrücke das Gewitter auszusitzen. So saßen wir nun unter der Brücke, spielten Punto und Tilman schlief.
Es stellte sich erneut heraus, wie gut man dem Wetterbericht vertrauen kann…nicht. Jedoch dieses Mal im Positiven, da das Gewitter uns doch nicht einholte. Besser so, als unerwarteter Hagel. Schließlich machten wir uns auf den Weg mit zunächst angenehmeren Temperaturen und einzelnen Regentropfen, die uns jedoch nicht abkühlten. Bei der erneuten Fahrt bergauf gab die Sonne dann ihr Bestes, um uns noch einmal richtig einzuheizen.
Und so genossen wir gegen Abend die kleine Abfahrt. Wir begegneten einer netten Familie mit 5 Katzen – also ein absolutes Paradies für mich – bei der wir im Garten schlafen konnten. Ida und ich unterhielten uns mit der jüngeren Tochter, während sich Tilman mit dem Vater unterhielt, der in der Garage werkelte. Wir bekamen von denen Nüsse, selbstgemachten Rotwein und Eis angeboten, was wir dankend annahmen. Als es dunkel wurde, bauten wir unsere Betten auf und gingen schlafen.
Am frühen Morgen (Freitag, 26.05.) verabschiedeten wir uns von der Familie und hatten die letzten 50km bis nach Split vor uns. So ging es wieder ein wirklich steiles Stück bergauf, welches ich erneut schieben musste.
Aber wo es bergauf geht, geht es auch bergab. Nach dem Frühstück passierten wir den Bergpass, wo es wieder entspannt bergab ging. Wir fuhren nun direkt am Meer entlang durch schöne Vororte von Split, die irgendwie alle Kaštel hießen. Dort pausierten wir kurz und als es zum Sitzen zu windig wurde, setzten wir die Fahrt entlang des Meeres fort.
Die schöne Strecke veränderte sich in einen steinigen und teilweise matschigen Weg, als wir dem Eurovelo 8 an einem Flughafen entlang folgten. Die Fahrt in die Stadt Split rein gestaltete sich zudem als äußerst anstrengend und stressig. Es gab kaum Fahrradwege, zu viele Autos und kaum abgesenkte Bordsteine. Jedoch kamen wir an schönen Ruinen vorbei.
Nach dem wohl stressigsten Teil des Tages kamen wir im AirBnB an, duschten uns, aßen eine Kleinigkeit und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Dort schlenderten wir durch den Diokletianspalast, der eher einer Festung ähnelte als einem Palast, beobachteten die vorbeilaufenden Menschen als wir an der Uferpromenade saßen und liefen durch das historische Stadtviertel Veli Varos.
Zum Abschluss der gemeinsamen Tour durch Kroatien ließen wir es uns in einem veganen Restaurant gut gehen. Als es langsam dunkel wurde und das Wasser am Hafen die Lichter spiegelte, spazierten wir in Richtung Strand, wo ich noch ein letztes Mal ins Wasser gehen wollte. Jedoch war es recht dunkel und das Wasser ziemlich lange sehr flach, sodass ich nur bis zu den Knien im Wasser war. Zurück in der Unterkunft packten wir die Sachen um in die anderen Taschen und gingen ins Bett, da wir am nächsten Morgen um 5 aufstehen mussten, damit ich meinen Bus nach Zagreb nehmen kann.
So gingen nun diese zwei aufregenden Wochen vorbei. Bei der Idee Ida und Tilman ein wenig auf ihrer Reise zu begleiten – und das auch noch in Kroatien – habe ich mir wirklich nicht viel dabei gedacht… außer vielleicht 'Das ist cool und Kroatien soll ja auch schön sein'. Und ohne große Erwartungen kam ich da an, was vielleicht auch besser so war, weil so wurde ich zwar ‚überrascht‘, dass Kroatien doch sehr bergig sein kann, aber nun hatte ich keine andere Möglichkeit mehr als zu fahren. Und es hat sich gelohnt, denn Kroatien ist wunderschön, wir haben vielfältige Eindrücke bekommen mit den unterschiedlichsten Landschaften, netten Menschen und vielen coolen Katzen. Dennoch war es neben der abwechslungsreichen Landschaft interessant zu sehen, wie groß der Unterschied zur touristischen Küstenregion und dem Inland ist, wo man teilweise noch Spuren des Krieges erblicken kann, die man sonst nicht sehen würde. Und natürlich war es auch super mit Ida und Tilman zusammen Fahrrad zu fahren, sodass ich sogar nicht abgeneigt wäre, nochmal mit den beiden Fahrrad zu fahren. ;) Alles in allem war das eine super Zeit.