Was für ein ereignisreicher Tag! Ein unglaublicher und intensiver Start in die Tour liegt hinter uns.
Jetzt bin ich müde und würde gerne in einem ehemaligen Schweinestall gemütlich einschlafen.
Leider - und zum Glück für Zukunfts-Tilman und -Malte - habe ich mir fest vorgenommen, diesen Blog zu schreiben. Also der Reihe nach, und in Kürze:
Nachdem wir schon vor dem Wecker um halb acht aufgewacht sind, erwartete uns neben einer Dusche ein großartiges Frühstück mit Ulrike Reichelt von der Öffentlichkeitsarbeit in Neukirchen-Vluyn, die alles klasse organisiert hat. Nach dem Frühstück fuhren wir in die Stadt, wo der Bürgermeister, der Nachtwächter (zu ungewohnter Stunde), eine Stadtführerin, die Gruppe "Radeln ohne Alter", unsere Gastgeberin als Vertreterin und Gründerin der Aktion Dorfmasche, zwei Journalistinnen und zwei Fotoredakteure schon warteten. Solcherlei Aufgebot überforderte uns natürlich etwas, und es half nicht, dass die beiden Fotografen offensichtlich nicht die besten Freunde waren und gerne unbedingt andere (und bessere) Fotos als der jeweils andere schießen wollten. So wurden wir aus allen erdenklichen Blickwinkeln fotografiert, bevor wir eine schöne Kirchen- und Stadtführung bekommen haben. Besonders in Erinnerung bleibt uns bestimmt das von der Aktion Dorfmasche gestrickte, riesige Tipi, das wir jetzt symbolisch auch auf dem Kopf tragen dürfen - wir bekamen nämlich zwei farblich passende, schön warme Mützen geschenkt!
Am schönsten in Neukirchen-Vluyn war aber die unglaubliche Gastfreundschaft von allen Personen, die wir getroffen haben - reich beschenkt mit Dubbels (ich hoffe das schreibt man so), weiterem Essen, Mützen, Fahrradblumen und einem Kalender zogen wir, zuerst sogar begleitete, weiter.
Nach einer Pause in Krefeld bei Tilmans Freund Markus fuhren wir zügig weiter nach Grevenbroich-Neukirchen, wohin uns Grevenbroichs Oberbürgermeister (und Ur-Neukirchener) Klaus Krützen sponten zu sich nach Hause eingeladen hatte. Zu Getränken und Wassermelone haben wir uns, wenn auch mit intensiver journalistischer Begleitung, sehr gut unterhalten. Auch die Kirchenführung war spannend; ansonsten ist Neukirchen ein Dorf wie viele andere, aber mit einem tollen Gemeinschaftssinn (laut Bürgermeister und Journalist) mit großen Stadtfesten, und auf jeden Fall mit einem wunderschön designten Wappen.
Ich hatte die Idee entwickelt, Geschenke von Neukirchen zu Neukirchen zu tragen, um die Städte und Bürgermeister:innen ein bisschen zu vernetzen.
So bekam Herr Krützen den Neukirchen-Vluyner Kalender, und wir im Gegenzug ein dickes Buch über die Geschichte "seines" Neukirchens - Wenn die Geschenke weiterhin in dem Umfang schwerer werden, brauchen wir in wenigen Tagen einen Schwertransporter!
Noch geht es aber, und so düsten wir (relativ langsam) die letzten Kilometer nach Bergisch Neukirchen, was seit den 70ern zu Leverkusen gehört. Dabei schaffte ich es auch noch, mich ein Mal ordentlich in die Brennnesseln zu setzen - äußerst unangenehm, denn mein Bein brennt immer noch!
In Bergisch Neukirchen hatte ich den Ortsvorsteher zwar angeschrieben, dieser hatte sich aber nicht zurückgemeldet. Deshalb hatte ich am Freitag spontan den zweitoffiziellsten Neukirchener angeschrieben, den ich finden konnte: Peter Mebus, den Betreiber der Website "https://bergisch-neukirchen.de". Großartigerweise hat er uns angeboten, dass wir bei ihm übernachten können. O-Ton Svenja: "Und dann hat Peter gesagt: 'Du, ich hab da gerade eine ganz komische Mail bekommen ...'".
Vor unserer Ankunft hatten sie wohl unseren Instagram-Kanal angeschaut und fühlten sich ob der heutigen Bürgermeisterdichte etwas unter Zugzwang, sodass sie spontan mit zwei Freunden einige Rollen einübten. So begrüßte uns ein Oberbürgermeister und der Kneipier des Dorfes - nicht hundertprozentig überzeugend, aber sehr lustig. Nach der Stadtführung, unter anderem durch den Tillmann-Park, und inklusive halbillegaler Kirchentour, kriegte wir sogar noch Nudeln mit Tomatensoße - irgendwie hatten wir über all der Aufregung vergessen, mehr zu essen als nur unsere Dubbels!
Das war ein toller, lockerer Ausklang für einen anstrengenden, aber enorm ereignisreichen Tag. Wir sind gespannt auf die nächsten Tage, und sehr zufrieden mit dem heutigen - so viel erlebt man sonst in 3 Wochen nicht!
Nur ich bin nicht zufrieden: Und zwar mit diesem Blogartikel. Leider schläft Tilman schon seit meinem zweiten Satz friedlich neben mir, und auch ich würde gerne so bald wie möglich in mein Bettelein hupfen. Deshalb heute leider ohne Bilder, die werden - besonders auch auf Instagram - nachgereicht!
Beschwert euch ruhig! Gestern hielt ich ein Buch noch für utopisch, aber mit den Erlebnissen und Beobachtungen von heute ließen sich schon ein paar Kapitel füllen. Vielleicht habe ich ja die Muße, wenn ich nicht gerade ultramüde in einem ehemaligen, zu einem Studio umgebauten Schweinestall sitze, in dem neben mir verlockend meine Isomatte ruft.
Diesem Ruf werde ich nun, im wahrsten Sinne des Wortes, erliegen. Höhö. Bin schon weg!