Als ich mir müde den Schlaf aus den Augen rieb, und nur mit Mühe meine schlappen Augenlider heben konnte, sah ich Tilman und Ida, wie sie wie zwei wildgewordene Emus durch die Wohnung hüpften. Die beiden mussten heute zur Hochzeit, und wie das so Usus ist, war noch allerhand zu erledigen und zu organisieren. Zum Glück musste ich mir diesen Stress nicht machen, denn ich war ja nicht eingeladen.
Stattdessen beobachtete ich das bunte Treiben, möglicherweise mit dem einen oder anderen süffisanten Kommentar, und frühstückte danach ganz gemütlich mit Lena. Dann begann der arbeitsreiche, aber trotzdem schöne Teil des Tages – zumindest für mich! Denn ich schrieb mehrere Blogartikel, die ich in den letzten Tagen aufgeschoben hatte, während Lena an ihrer Masterarbeit arbeitete.
Bevor wir dann auf große Potsdam-Erkundungstour aufbrachen, kochten wir noch ein Mittagessen. Das war für mich besonders erfreulich, denn was mir auf der Tour tatsächlich sehr fehlt, ist das Kochen und Backen in einer echten Küche. Nach der erfreulichen Kochaktion fuhren wir dann mit zwei Rädern los Richtung Park Babelsberg, wo wir die steilen Berge Potsdams erklommen und mit einem schönen Blick über Flüsse und Brücken belohnt wurden. Das Schloss war wirklich schön, auch wenn die schönste Fotostelle geschlossen war, und besonders die Glienicker Brücke hat mich fasziniert: sie hat immer noch zwei leicht unterschiedliche Anstriche, der eine wurde in der BRD, und der andere in der DDR gemacht.
Nach dieser kleinen Parktour wollten wir uns gerne die Stadt umschauen. Allerdings nutzten wir dafür das Liegetandem, das aufgrund Tilmans Abwesenheit traurig und einsam in der Garage stand. Die Tour führte uns kreuz und quer durch alle Teile Potsdams, über Kopfsteinpflaster, über schöne Fahrradwege, und vor allem durch zahlreiche Tore. Besonders lustig war eigentlich Schloss Sanssouci, das wir aufgrund fehlender Fahrradwege nur aus der Ferne betrachten durften. Mit wunderschönem Blick auf das Schloss, den Park und grasende Schafe würden wir nämlich von Touristen gefragt, ob sie uns fotografieren dürften.
Mit dem Liegetandem ist man einfach eine richtige Touristenattraktion, da kann Schloss Sanssouci natürlich nicht mithalten. Doch selbstverständlich kam bei der Tour de Potsdam auch der kulinarische Teil nicht zu kurz. Lena zeigte mir die Eismanufaktur, die als besonderes Highlight Schokoladensorbet anbietet. Das musste ich natürlich gleich probieren, und war begeistert über den kräftigen Geschmack nach, Überraschung, Schokolade!
Natürlich war es damit kulinarisch nicht getan, und obwohl Potsdam eine riesige Auswahl an tollen Speisemöglichkeiten bereithält, bin ich mir relativ sicher, dass Lenas Auswahl wirklich hervorragend war: als nächstes besuchten wir nämlich das Käsekuchen-Café, das jeden Tag eine große Menge an verschiedenen Käsekuchen anbietet. Lena suchte uns Blaubeer- und Crème Brûlée-Käsekuchen aus, und beide verzehrten wir fröhlich schmatzend in einem Park in der Nähe des Holländerviertels, gemütlich einen Kindergeburtstag beobachtend, bei dem sich einige kleine Mädchen begeistert um einen fliegenden Luftballon scharten.
Nach fünf-sechstel des Käsekuchens waren wir pappsatt, und machten uns auf den Weg zu einer Geburtstagsfeier. Lena war nämlich dort eingeladen gewesen, und im Gegensatz zu Tilman hatte sie es geschafft, mich mit einzuschmuggeln. Der Abend war dann total nett: Malu feierte ihren Geburtstag in einem pinken Pavillon neben einer kleinen Gartenlaube in einer Schrebergartensiedlung, und mit netter Salsa Musik und vielen freundlichen Personen, sowie einem Pub Quiz, bei dem ich unter anderem lernte, dass der menschliche Körper 206 Knochen hat (und mit normalerweise völlig sinnlosem Nerdwissen wie der Hauptstadt von Burkina Faso glänzen konnte), ging der Abend sehr schnell und erstaunlich spät zu Ende.
Erst nach 2 Uhr waren wir wieder zu Hause, und trotz meines festen Vorhabens, noch Blog zu schreiben, vertagte ich die Angelegenheit und fiel rasant auf die gemütliche Matratze, von der ich mich die nächsten Stunden auch nicht mehr fortbewegte.