Manchmal fällt es und leichter und manchmal schwerer Blogeinträge pünkltlich zu verfassen. Deshalb wir jetzt so einiges nachgeholt :)
Begleitet uns auf einer Woche mit wenig Fahrrad fahren und viel Stadtbesichtigung.
Samstag (29.04.)
Nach dieser wilden Nacht wachten in unserem trockenen Zelt in Thomaš Garten auf. Als ich den Vordereingang des Zeltes aufmachte um zu sehen, ob Thomas es noch nach Hause geschafft hat, sah ich kein rotes Zelt auf grünem Gras. Gerade wollte ich Tilman sagen, Thomas sei wohl noch auf der Party, als plötzlich ein Kopf aus dem nassem Gras hochschnellte, wo eigentlich das Zelt hätte stehen sollen.
"Good moorning" war geradeso noch herraus zu hören. Offenbar wollte Thomas sicher gehen, dass wir uns noch von ihm verabschieden. Und die einzige Möglichkeit, war offenbar sich ins Gras zu legen und versehentlich einzuschlafen. Wir haben ihn schon lieb gewonnen!
Zunächst verfrachteten wir ihn nach drin auf eine gemütliche Matratze um unsere Sachen in Ruhe einräumen zu können. Nach einer langen Verabschiedung rollten wir runter in die Stadt um uns noch von Thomaš zu verabschieden - ja wir wissen das ist jetzt verwirrend... Je näher wir der cycle kitchen kamen, desto lauter wurde die Musik. Am Ende fanden wir eine schlafende Anastasia und einem mit sich selbst Party machenden Thomaš vor. Offenbar war der Abend gestern noch ganz wild! Von Thomaš erfuhren wir, dass es während der Mass wohl auch noch Stress mit der lokalen Nazi Szene gegeben hat - zum Glück ohne Verletzte. Die Verabschiedung dauerte etwas länger als geplant und war auch lustiger als gedacht. Am Ende bogen wir aber einfach nur um die Ecke und folgten dem Donauradweg. ENDE.
Nein, Spaß. Wir folgten dem Donauradweg ca 60km bis nach Wien und machten während dessen Taylor Swift Party und ein paar lustige Fotos. Buen Camino.
Nach Wien fuhren wir über die Donauinsel ein. Ein sehr schönes und großes Erhohlungsgebiet genau vor den Toren Wiens. In Wien wurden wir erstmal mit einer ordentlichen Dusche begrüßt. Nicht etwa von Caro, sondern der Himmel entlud sich einmal über uns in Form eines Platzregens. Zum Glück konnten wir unter einer Brücke Zuflucht finden! Bei Caro angekommen erhielten wir dann Zugang zu einer freiwilligen Dusche. Nachdem wir wieder Gesellschaftsfein war, ging es an die Mission Essen zu finden - in einer Großstadt wie Wien kein leichtes Unterfangen! Am Ende entschieden wir uns für einen Koreaner, zu dem Caro mit "Tilmans- Cargo-Taxi" gefuhren wurde. Das Essen fanden wir nicht ganz so überzeugend nach unserer Tourergourmetküche, aber wir erfreuten uns der Gesellschaft von Caro und Lukas. Lukas erwies sich als fantastischer Stadtführer und so gingen wir in der Dunkelheit noch etwas durch die Stadt. Neben den kleinen Gässchen (in denen zum Glück kein Auto gefahren werden darf) besuchten wir noch die Wiener Hofburg und schlenderten am Kanal zurück nach Hause.
Sonntag (30.04.) wachten wir in unserem kuscheligen Bett bei Caro auf. Nach einem ausgiebigen Frühstück (mit selbstgemachten Brötchen) fanden wir es sei Zeit für einen 11-Uhr Nap. Ganz wie bei den Hobbits. Somit hatten wir auch genug Energie für eine kleine Stadtrundfahrt im Tageslicht.
Gegen Abend fuhren wir nochmal zurück zu Caro um ne Kleinigkeit zu Essen. Schließlich hatten wir noch ne Kleinigkeit vor! Caro entführte uns zum Lindy Hop tanzen mit einer vorangestellten Probestunde auf dem Wiener Badeschiff. Als wir ankamen, schauten wir nicht schlecht, als wir uns mitten in einem Stepptanzkurs wiederfanden! Naja man nimmt was man kriegen kann. Jetzt sind wir zumindest um ein paar Tanzschritte reicher! Im Anschluss durften wir aber auch noch ein bisschen Lindy Hop tanzen, bis uns die Füße weh taten!
Dementsprechend lange schliefen wir dann am ersten Maitag (01.05.), der in Österreich Feiertag ist. Lukas hat eine spezielle Wanderung für uns vorbereitet. Wir trafen uns mit ihm am Prater und machten uns auf in das Gestrüpp abseits der üblichem Wege. Der Prater ist nämlich nicht nur der Vergnügungspark sondern dazu gehört noch ein riesiges Naherholungsgebiet mit Auenlandschaft. In dieser Landschaft verbrachten wir dann den ersten Mai auf unserem Todholz Erlebnispfad. Ganz exklusiv!
Am Ende dieses Abenteuers stand ein Besuch im Wiener Planetarium an. Zu dritt gingen wir in eine Show über das Hubble Weltraumteleskop - live moderiert von einer Studentin. Da bekommt man ja gleich ein heimisches Gefühl! Das Wiener Planetarium ist allerdings wesentlich größer als das in Potsdam und aufgrund seiner Lage auch besser besucht. Am coolsten fand ich eine Animation in der die Länge eines Jahres auf dem Neptun visualisiert werden sollte. Fun Fakt: Neptun braucht 165 Jahre für einen Umlauf um die Sonne! Der Neptun lief also entlang des Horizontes einmal herrum. Es fing an im Jahre seiner Entdeckung 1846. In regelmäßigen Abständen wurden wichtige Meilensteine der Menschheit eingeblendet. Beispielsweise die Entdeckung von Penicillin, Laser, die erste Mondlandung, das Telefon, die Evolutions- wie auch die Quantentheorie - ein ganz schön produktives Neptunjahr!
Am Abend bekamen wir dann noch eine Tour durch Brigittenau - dem wunderschönen "Ghetto" Viertel in dem Caro wohnt - zumindest laut einigen WienerInnen... Ein sehr lebenswerter Stadtteil, mit viel Park und mindestens einer guten Pizzeria, deren Speise wir später auf Caros Balkon verdrückten und das Wochenende in Ruhe ausklingen ließen.
Dienstag (02.05.) war es dann leider vorbei mit dem langen Ausschlafen. Wir verabschiedeten uns noch von Caro und begannen unsere stressige Fahrt durch Wien. Hier sei nochmal das Wiener System für öffentliche Toiletten gelobt! Nicht mega sauber, aber es ist immer eine da, wenn man es am dringensten braucht. Vorallem wenn man "Tourerinkontinenz" hat, wie Tilman es so nett umschreibt.
Hinter Wien ging es zum Glück entspannter weiter. Eigentlich fuhren wir die ganze Zeit an einem Kanal entlang. Die Monotonie wurde unterbrochen, als Tilman fast über eine Schlange fuhr! Also wenn ich ehrlich bin, habe ich noch nie so eine große Schlange in der Natur gesehen! Wir warteten noch, bis sie sicher den Radweg überquerte und dann fuhr/schlängelte jeder so seines Weges.
Während sich entfernt von uns die schneebedeckten Berge zeigten, radelten wir schnurstracks weiter am Kanal entlang, bis wir 15 km vor dem Semmering Pass bei unseren Warmshowers Brigit und Martin eintrudelten. Die beiden haben zusammen mit ihrer Familie ein meg cooles Haus! Das Martin Tischler ist, hat man dem Haus angesehen! Fast alles war aus Holz gemacht und richtig schön verziert. Birgit erzählte uns von deren abenteuerlichen Tour nach Nepal mit ganz vielen Planänderungen - von irgendwoher kennen wir das ja ;)
Am Mittwoch (03.05.) ging es für uns früh raus - mit dem Semmering Pass direkt vor uns. Die ersten Kilometer wurden wir durch ein schönes Tal geführt. Viele alte Häuser, Hänge mit Bäumen und Steinen und einer richtig hässlichen Autobahnbrücke mitten über dem Tal. Und in Deutschland regt man sich über Windmühlen auf...
Da wir die alte Passstraße nahmen anstelle der Autobahn, begegneten wir so gut wie keinen Autos. Zudem hatten wir eine angenehme Steigung, die man fast ohne Pause hochfahren konnte. Außerdem wurden wir mit einer schönen Aussicht belohnt!
Oben angekommen feierte ich meinen ersten Pass, den ich alleine auf dem Fahrrad erklommen habe mit einem Eis. Während einige Meter von uns entfernt noch der künstliche Schnee des Skigebietes lag. Zu meinem Bedauern gab es leider kein Passschild :(
Dafür eine richtig schöne Abfahrt! Unser Plan war, bis kurz vor Graz zu einem welcome to my garden zu kommen. Wir entschieden uns dafür zuerst dem Fluss "Mürz" gefolgt, der dann in die "Mur" mündet, welche uns bis nach Graz begleitet. Flussradwege klingen immer so schön einfach und halbwegs gerade... Mittlerweile sollten wir es aber besser wissen! Es war zwar immer noch angenehmer als die umliegenden Berge zu fahren, allerdings würde man ein flacheres Profil erwarten, wenn links von einem die Eisenbahn fährt und rechts der Fluss verläuft... Nachdem wir uns durch eine schlecht ausgeschilderte Straße manövriert hatten, kamen wir auch schon im Dorf vor Graz an.
Von unserem wtmg wurden wir schon vor der harten Steigung am Ende gewarnt. Als sie Realität wurde übertraf sie allerdings die schlimmsten Albträume. Bei Frydolin angekommen, war Tilman etwas traurig, da er die Mexikaner verpasst hat, die dort gerade workaway machen. Aber nach 130km waren wir so müde, dass wir dennoch sofort einschliefen.
Donnerstag (04.05.) ging es dann nach Graz zu Florina, die wir noch von unserem Erasmus kannten. Graz ist wirklich für seine Fahrradinfrastruktur zu loben! Und das schlägt sich auch in der Anzahl der Fahrrad fahrenden Menschen nieder! Weiter der Mur folgend kamen wir fix bei Florina an. Nach einem grandiosen Frühstück, fuhr Florina zur Arbeit und wir legten uns zu einem gepflegten 10 Uhr Nap nochmal hin - wir wären die perfekten Hobbits! Danach verlegten wir unser "Büro" in den nahe gelegenen Park. Chillten, Tilman spielte Frisbee und wir sahen Hunden und Katzen beim freien Spiel zu. Graz kann übrigens nicht nur gute Fahrradwege, sondern auch eine gute Dichte an öffentlichen Trinkwassersendern. Nach diesem Erhohlungstag, kochten wir noch mit Florina und einer Freundin von ihr und gingen früh ins Bettchen.
Diese Woche ist nicht viel mit Fahrrad fahren. Diesem Motto blieben wir treu und nahmen uns noch den Freitag (05.05.) um Graz anzusehen. Bei strahlendem Sonnenschein schlenderten wir durch die Stadt. Wir bestiegen sogar den Schlossberg. Von ganz oben hatten wir eine geniale Sicht über Graz und auf die umliegenden Berge. Tilman nahm sich auch die Zeit für ein paar Bienenbilder :)
Wieder unten in der Stadt besuchten wir die Post und trafen auf eine begeisterte Beamtin, die uns stolz deren Briefmarken Kollektion zeigte. Tilman war voll in seinem Element und wir erwarben unter anderem ein "Pflaster-Corona" Briefmarke.
Nach dieser Aufregung gingen wir wieder in unseren heiß geliebten Park uns trafen die Katzen wieder. Wir leben in ziemlichen Luxus, denn einige Zeit später kamen Florina und eine Freundin mit Eis vorbei :-)
Wir kochten noch lange zusammen, bis alle sich aufrafften und zum Stadtfest "Lendwirbel" gingen. Offenbar war es auch das allgemeine Kneipenviertel und anstatt lang zu schlendern, quetschten wir uns durch einen Haufen Leute und tranken noch einen "Spritzerl". In Österreich gibt es offenbar eine Regel, dass keine Ausschank auf der Straße nach 22 Uhr sein darf. So wurden wir freundlich weggebeten und gingen wieder an der Muhr zurück zu Florina. So stellt man sich Sommer vor! Eine laue Nacht, ein bisschen Nachtleben auf der Straße und mit ein paar coolen Menschen nach Haus spazieren :)
Eine Woche mit viel Touri, vielen netten Menschen und viel Sonnenschein - wenn es doch nur immer so bleiben könnte :) Aber wer weiß schon, was die nächsten Wochen für uns bereit halten!