Die baltischen Staaten haben es uns echt angetan! Wenn wir letzte Woche noch nicht genug geschwärmt haben, dann spätestens diese Woche! Obwohl das Wetter es nicht so gut mit uns meinte genossen wir die Zeit doch wirklich sehr!
Samstag 15.07.
Sachte wurden wir an diesem Morgen durch die Melodie der zahlreichen Windspiele aus dem Land der Träume geholt.
Wir nahem uns etwas Zeit um das Haus und seine Schätze näher unter die Lupe zu nehmen. Allerdings gibt es hier so viel davon, dass man wohl auch nach einigen Wochen noch neue Sachen entdeckt. Asta, die hier auch gerade zu Besuch war und die beste Freundin von Alex' Freundin ist, lud uns ein doch mal beim Drachenbootfest vorbeizuschauen. Die Jugendlichen der Tochka, wie dieser Ort genann wird, verkleideten sich schon fleißig als Piraten um beim Drachenbootfest Kinderbeschäftigung zu machen. Tilman und ich hatten zuerst etwas sehr unpiratiges vor - moderne Flaschenpost verschicken. Mal wieder sammelten sich seit einiger Zeit verschiedenste Postkarten an, die darauf warten abgeschickt zu werden. So gingen wir erstmal zum Postamt, wo wir die Beamtin mit unseren Wünschen - vorallem den Briefmarken für Tilman, sehr belustigten. Nach dem die Post in die Flasche ähhh in den Briefkasten gesteckt wurde, machten wir uns auf zur Promemade am See. Ein richtig schöner Ort! Überall badeten die Leute oder spielten Beach Volleyball und genossen einfach das gute Wetter. In der Ferne hörten wir schon das Trommeln der Drachenboote. Bei den Booten angekommen schauten wir noch bei dem finalen Rennen der Jugendlichen zu. Einige Teams schienen das professioneller zu sehen als andere. Im Gebüsch fanden wir dann auch das Lager der Piraten. Von Slackline über Bogenschießen bis hin zu piratigen Melodien auf dem Xylophon war alles dabei und die Kinder haben das auch sehr gut aufgenommen!
Alex erzählte uns, dass viele der Jugendlichen erst seit einiger Zeit mitmachen und er schon viele andere Aktionen in seinem Kopf hat. Asta berichtete uns auch, dass sie etwas außerhalb der Stadt eine kleine selbstgebaute Westernstadt haben in der sie LARP (Life Action Role Playing) machen. Sich also verkleiden und verschiedene Szenarien spielen. Wir folgten der wilden Horde Piraten wieder in die Tochka mit der Absicht ein bisschen Mittagsschlaf zu machen. Nach einiger Zeit kam noch ein Pärchen über Warmshowers - Lisa und Glenn aus Belgien. Mit ihnen quatschten wir erstmal eine Runde, bevor wir uns wieder auf Entdeckungstour begaben. Alex zeigte uns sogar seine immense Miniaturensammlung und seine ganzen Spiele. Auf dem Dachboden fanden wir dann eine ganze Schatzkammer an Verkleidungs - und Ausrüstungsmaterialien fürs Cosplay, als das Verkleiden als bestimmte Charaktere oder Szenarien. Glenn zauberte in der Zwischenzeit für alle ein richtig leckeres Abendessen und wir tauschten mit den beiden noch ein paar Erfahrungen aus. Mit Glenn und Asta wurde dann noch die eine oder andere Runde Codenames gespielt.
Sonntag 16.07.
Irgendwie könnte ich mich an das Wecken durch die Windspiele gewöhnen. Da heute ein ungewöhnlich heißer Tag werden sollte und wir sowieso zu spät aufgewacht sind um noch "früh loszukommen", entschieden wir einfach am späten Nachmittag, also nach dem Hitzehoch loszufahren. Bis dahin nutzten die anderen beiden noch die Zeit um ein paar Sachen zu organisieren und Tilman und ich quatschten mit Vilija.
Nach 16:00 fuhren wir dann aber auch los und mal wieder verfluchte ich die komischen Sandstraßen mit den durch zu viele Autos verursachten Hubbeln. Als wir durch einen sehr Mückenreichen Wald fuhren, trafen wir auch einen Mann der irgendwas im Wald zu suchen schien. Wir fragten ihn und er erklärte uns, dass durch diesen Wald eine Front im 1. Weltkrieg war. Stimmt - wenn man genauer hinschaut, kann man im Wald auch noch die Überreste der Schützengräben erkennen. Irgendwie gruselig... er zeigte uns Munition, die er gefunden hatte. Manchmal sucht er auch im Auftrag von Angehörigen nach menschlichen Überresten und wird häufig auch fündig. Ein aktuelles Problem ist, wenn ehemalige Soldaten der Sowietunion gefunden werden. Durch den Krieg und die Grenzregularien ist es schwierig die Überreste zu überführen.
Nach dieser lehrreichen Stunde setzten wir unseren Weg durch den sandigen Boden fort und ehe wir uns versahen, überquerten wir schon mit den anderen beiden die Grenze nach Lettland. Einige Kilometer später fanden wir einen richtig guten Zeltplatz - perfekt für zwei und mehr Zelte. Glenn kochte mit großer Freude Essen, während ich ihm über sie Schulter schaute und mir ein paar Tricks abguckte. Vielleicht sollten wir auch mal öfter den Kocher nutzen... Es war noch ein schöner Abend mit den beiden und wir konnte irgendwie nicht aufhören unsere Erfahrungen auszutauschen.
Montag 17.07.
Wir passten uns dem Rhythmus von den beiden an und standen etwas später auf als sonst und genossen ein langes Frühstück mit den beiden. Die ersten Kilometer fuhren wir noch zusammen, bis sich irgendwann unsere Wege trennten. Tilman und ich fuhren eine ruhige asphaltierte Straße durch den Wald, während die anderen beiden den Gravelweg bevorzugten. In Kraslava machten wir mit einem Eis in der Hand im Schatten Pause. Und wie es der Zufall so will, trafen wir Glenn und Lisa wieder. Am nahegelegenen Schloss füllten alle ihre Wasservorräte auf - ja es war immer noch sehr warm!
Danach trennten sich unsere Wege mal wieder. Ob wir die beiden noch ein drittes Mal sehen? Vielleicht kommen sie auf dem Weg Richtung Süden ja bei uns vorbei?
Wir setzten unsere Reise zum "Devils Lake" oder auch "Velnezers See" fort. Dort erwartete uns tatsächlich eine ungewöhnliche Stille. Der See wird nämlich Teufelssee genannt, weil Tiere hier einen großen Bogen drum machen und nur vereinzelt Fische im Teich zu finden sind. Bisher gibt es noch keinen wissenschaftlichen Beweis, aber die Vermutung ist wohl, dass an der Oberfläche sich ein Gas ansammelt, was verhindert, dass ausreichend Sauerstoff ins Wasser kommt. Spannend, oder?
Unsere nächste Station in Lettland, die älteste Stadt Ludza vertagten wir aufgrund einer eher graveligen Schotterpiste auf den nächsten Tag und schlugen unser Zelt vor dem, wir vermuten mal Parkplatz, eines kleinen Friedhofes auf. Genau rechtzeitig, denn sobald wir es uns im Zelt bequem gemacht hatten, begann es zu regnen.
Dienstag 18.07.
Der Dienstag Morgen prophezeite einen Wetterumschwung. Das Geräusch des Regens auf dem Zelt ließ uns noch ein bisschen länger im Zelt bleiben und ausnahmsweise frühstückten wir sogar mal im Zelt. Und dann ging es die Schotterpiste weiter. Das und der plötzliche Wetterumschwung verursachten Kopfschmerzen bei mir. Am Ende der Schotterpiste war zum Glück eine asphaltierte Straße, wo wir von einem heimischen Alki auf dem Rad angesprochen wurden, der Tilman erstmal etwas Klares aus seiner Fanta Flasche abgeben wollte. Was Tilman natürlich vorbildlich ablehnte. Wir fuhren an einem großen See vorbei und machten bei einer Bushaltestelle auf einer Bank etwas Pause und redeten. Vor einigen Kilometern hatten wir eine Meinungsverschiedenheit und vielleicht nicht die beste Kommunikation miteinander. Also war erstmal "Wahrrad" Zeit um das Problem zu lösen - es ist halt nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen, wobei es für letzteres mal langsam wieder Zeit wurde.
Den Rest des Tages schienen wir einfach nur Glück zu haben. Gleich zweimal holte uns ein übler Regen fast ein, doch wir entkamen ihm an zwei richtig guten Bushaltestellen (und überbrückten die Zeit mit einem Minecraft Video). Auch die als Schotterpiste markierte Straße nach Ludza, war zumindest bis zur Hälfte asphaltiert und wir fanden einen guten Zeltplatz geschützt von kleinen Bäumen - und vielen Mücken....
Mittwoch 19.07.
Die Schotterpiste der vorherigen Tages führte uns direkt nach Ludza rein. Ein idyllisches kleines Örtchen. Am See fanden wir einen richtig guten Ort zum Frühstücken. Zur Abwechslung mal mit Tisch, Bank und Klo anstelle von Straße und Wald. Mit den örtlichen Fischer freundeten wir uns auch gleich an und wuschen Tilmans Socken einmal im Wasser aus. Der Platz war so schön und ausnahmsweise schien mal wieder die Sonne, so dass es uns echt nicht so leicht viel unsere Reise fortzusetzen.
Insbesondere nicht, da von Ludza nach Rezkene, in die Richtung mussten wir, nur eine größere Landstraße führte. Sie war nichts im Vergleich zu den rumänischen Straßen, aber angenehm ist auch was anderes. In Rezekne füllten wir beim Lidl unsere Vorräte auf und pumpten Wasser aus dem Boden in unseren Wasserkanister (den wir seid Rumänien mit uns führen). Das Wetter blieb weiterhin komisch und wir machten nur gelegentlich eine kleine Pause. Zum Beispiel um eine lustige Brücke zu fotografieren.
Gegen Abend kam urplötzlich ein heftiger Regenschauer und wir hatten mal wieder Glück. Das Haus an dem wir gerade vorbeifuhren war bewohnt und die Leute flüchteten sich auch gerade ins Haus. So lernten wir Liane und ihre Familie kennen. Sie lud uns ein in die Küche zu kommen und einen warmen Tee zu haben. Liane war etwas älter als wir und bewohnte gerade das Sommerhaus der Familie. Wir verstanden uns auf Anhieb super. Sie war zum Beispiel über Erasmus in Portugal und plant mit ihrer Familie in ein paar Wochen München besuchen zu gehen. Wir hatten mal wieder so viele Gesprächsthemen, die kein Ende finden wollten und nur von einem kleinem Konzert ihres Sohnes unterbrochen wurden. Am Ende durften wir sogar drin schlafen und das Zelt in der Garage etwas trocknen lassen.
Donnerstag 20.07.
Liane und Familie bereiteten zum Frühstück super leckere Minipfannkuchen vor - und es gab Kaffee :) Ein richtig schöner Morgen halt. Frisch gestärkt fuhren wir die letzten 10km auf der großen Straße, bevor es wieder auf kleinere ging. In Lettland ist das fahren ein bisschen langweilig, da wir überwiegend den "P" Straßen folgten, die immer so kleinere Städte miteinander verbanden. Häufig lagen dazwischen allerdings 40-60km, sodass wir an einem Tag oft nur ein oder zwei Straßen lang fuhren. Ein bisschen eintönig. Heute fanden wir ausnahmsweise mal einen guten Spielplatz, wo Tilman sich auch eine Bank legte und sich die Sonne ins Gesicht schienen ließ.
Ansonsten passierte nicht viel spannendes. Am Abend fuhren wir wieder an einem der zahlreichen Seen vorbei und sahen von oben eine schöne Badestelle - ein potentieller Zeltplatz. Wir fragten die beiden Leute unten an der Badestelle, ob es ok sei hier für eine Nacht zu zelten, da wir uns nicht sicher waren ob es Privatgrundstück ist oder nicht. Mal wieder fragten sie die richtigen, denn sie kannten der Person, der das gehört und fragten sie kurz per Telefon. Als Antwort kam zurück: "Solange sie ihren Müll mitnehmen" - perfekt! Wir verstehen eh nicht, warum Leute ihren Müll nicht mitnehmen. Ich meine sie haben ihn ja sogar da hin gebracht...
Naja so baute Tilman das Zelt auf, während ich anfing zu kochen. Die Zeit, die der Couscous brauchte um zu ziehen, nutzten wir um einmal kurz in den See zu gehen - eine Dusche hatten wir auch mal wieder nötig! Frisch aus dem Wasser und mit vollem Magen sahen wir dann noch der Sonne zu, wie sie hinter dem See unterging.
Freitag 21.07.
Ohne jeden Wecker wurden wir von der zunehmenden Wärme im Zelt geweckt. Da wir gestern Abend gekocht hatten, ging ein Großteil der Zeit zum Abbauen aufs Saubermachen der Kochutensilien drauf. Irgendwie verstehen wir wieder, warum wir nicht so oft kochen...
Dann ging es ab ins nächste Dorf um uns auf dem schönen Rathausplatz einen Joghurt und Haferflocken reinzuziehen. Das Wetter gestaltete sich, wie die ganze Woche schon sehr wechselhaft und wir fanden nur ab und zu an Bushaltestellen einen akzeptablen Ort zum Pause machen. Da wir jetzt richtig schnell gegen Norden fuhren, wurden für uns die Tage auch immer länger und kaum versieht man sich, schon ist es 21:00 und die Sonne scheint immer noch. Vielleicht wird es doch mal Zeit einen Schlafplatz zu finden. An einer Kirche machten wir halt uns fragten einen Mann, der uns angesprochen hat, ob er denn einen guten Platz zum zelten kenne und er schlug sein Grundstück in ca 3km vor. Da sagten wir nicht nein und fuhren zu besagter Adresse. Mit der Größe des Grundstückes hatte er auf jeden Fall nicht untertrieben! Es war riesig und wir durften uns einen Platz aussuchen. Etwas später kam auch noch seine Frau raus und gab uns eine Dose voller selbstgepflückter Himbeeren. Super lieb! Während wir unser Zelt aufbauten, luden die beiden ihre Kanus auf das Auto um am morigen "Sonnenaufgangskonzert" am See mitzumachen. Und obwohl es um Mitternacht immer noch nicht richtig dunkel war, entschieden wir uns doch uns langsam mal schlafen zu legen.