Just two wheels

Warten, essen, schlafen - Leben in der Santiago WG 2.0

19. November 2022

Wer von euch schonmal in einer WG gelebt hat kennt das bestimmt: voller Kühlschrank, leerer Kuhlschrank, wer putzt was? nächtliche Küchengespräche, Mini-Ausflüge, abendliche Kocheinheiten. All das durften wir in unserer Santiago WG 2.0 mit Marvin und Domenico, später sogar mir Daniel und Andre, erleben. Zwischen chillen und Ausflügen genossen wir unser WG-Leben und ließen unseren Körpern mal etwas Zeit zum ausruhen - mit dem Resultat, dass wir am Ende der Woche erstmal mit unserer ersten Erkältung im Bett liegen. Aber auch hier sind wir froh, dass es uns mal wieder zum richtigen Zeitpunkt erwischt hat! Alle Chill-Details kommen jetzt:

Samstag (12.11.)

Samstag ist chill-Tag. Und so genossen wir ein bisschen das Wetter in dem kleinen Dorf. Außerdem kam am Abend Kyrill mit einem Freund an. Domenico hatte Kyrill auf dem Camino getroffen und zu sich nach Portugal eingeladen.

Sonntag (13.11.)

Da das Wetter heute einen passablen Eindruck machte und vom Küchenfenster aus das Castelo dos Mouros in leichtem Nebel versank entschieden wir (Domenico, Marvin und ich) uns für eine kleine Fahrradtour. Tilman war in der Zwischenzeit so in das Programmieren und verbessern unserer Webseite vertieft, dass er uns gerade so noch Tschüss sagen konnte. Erstmal ging es natürlich Berghoch. Wenn man sich fast auf Meereshöhe befindet, dann gibt es ja auch nicht mehr so viele Möglichkeiten. Die Steigung an sich war wieder sehr angenehm und so bewegten wir unsere Pedale in stetigen Kreisen. Der Stressfaktor waren natürlich wieder die Autos - wie soll es auch sonst anders sein in Portugal und so schlug Domenico vor, eine ziemlich unbefahrene Straße in die Berge hoch zu nehmen - und wir haben es nicht bereut! Als wir in den Nebel eintauchten und das Motorendröhnen der Autos hinter uns ließen wurden wir von einem mysthischen Wald verschluckt. Die Bäume waren gigantisch und entledigten sich teilweise von ihrer Rinde, was dazu führte, dass überall Schlingenartiges Zeugs von den Bäumen hing. Einfach magisch! Und es sollte noch magischer werden, denn als wir uns einem speziellen Ort nährten wurde Domenico etwas nervoes, Spaeter erzahlte er uns, dass es neben den ganzen Hippies in der Gegend wohl auch Leute gibt, die hier "Black Magic" Zeremonien machen. Also so schwarze Magie Rituale. Obwohl zumindest Marvin und ich nicht an sowas glauben, wollten wir trotzdem schnell weiter, denn die wohl verdiente Abfahrt wartete auf uns. Und die machte so einen Spass, kann ich euch sagen. Vorallem weil ich mit dem Mountainbike mal eine etwas andere Perspektive hatte. Wir machten dann noch eine kurze Kaffeepause am Faro Cabo da Roca (dem westlichsten Leuchtturm Kontinentaleuropas) und fuhren dann bei strahlendem Sonnenschein wieder Richtung WG.

Von unserer kleinen Spritztour waren wir dann doch etwas hungrig. Zum Glück hatte Domenico (offenbar in italienischer Tradition) für uns Sonntagshühnchen mit Pommes bestellt. Das beste, was uns in diesem Moment passieren konnte! Danach folgte ein langer, ausgiebiger Mittagsschlaf und wir wachten alle erst auf, als es schon dunkel war.

Bild von Hühnchen a la Italia

Montag (14.11.)

Die Woche begannen wir mal wieder mit einem kleinen Ausflug. Nur rumsitzen und chillen ist auf dauer auch etwas langweilig. So nahmen wir die Gelegenheit beim Schopf und fuhren Kyrill mit Domenicos Auto zum Bahnhof in Sintra und besichtigten zu Fuß die Stadt. Wir waren alle eher weniger als mehr begeistert und fanden, dass die Stadt etwas zu überbewertet ist. Sicherlich war das eine oder andere schöne Haus dabei, aber gefühlt wohnt niemand dort. Nur Restaurants und Touriläden, soweit das Auge reicht. Immerhin bekamen wir noch einige elektrische Kleinteile, die wir benötigten. Nachdem wir uns einen Eindruck von Sintra gemacht hatten, ging es auch gleich weiter zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen im Ausland: Einkaufen im Lidl. Da wir jetzt mit dem Auto da waren, kauften wir auch gleich mehr ein. Außerdem so essentielle Sachen wie Lebkuchen und Remoulade.

Bild von Spaß am Lidl

Dienstag (15.11.)

Obwohl das Wetter heute nicht so vielversprechend aussah, entschieden wir uns trotzdem uns mal wieder auf den Sattel zu schwingen. Marvin auf seinem Rad und Tilman und ich auf Domenicos Mountainbikes, machten wir uns auf über die Sierra (siehe Sonntag) in Richtung Cascais. Diesmal hatten wir zum Glück Tilman und seine Kamera dabei und können euch einen Eindruck der Atmosphäre vermitteln.

Bild von Bäume im Nebel
Bild von Nasse Straße
Bild von Geist im Wald
Bild von Sierra de Sintra

Kurz vor Cascais hielten wir nochmal am Meer an um schöne Fotos zu machen.

Bild von Coole Wellen
Bild von Warten am Wasser

In Cascais angekommen setzten wir uns erstmal gemütlich in einen super schönen Park und aßen ein bisschen was zu Mittag. Des Park war ziemlich schön, da es -Tilmans Fotografenherz schlug gleich schneller - einige exotische Pflanzen gab, man den freilaufenden Hühner zuschauen und Babyschildkröten bewundern konnte! Ein bisschen Kunst gab es natürlich auch noch dazu.

Bild von Fliesenmuster
Bild von Ave de paraíso
Bild von Hühner 1
Bild von Hühner 2
Bild von Hühner 3
Bild von Schildkröten
Bild von Fussstand

Leider sollte dies das Highlight in Cascais bleiben. Vom Park aus sah ich ein Gebäude mit Kuppel und dachte natürlich gleich an ein Planetarium. Wir gingen also hin und fragten, ob sich hier vielleicht ein Planetarium verstecken konnte, was bisher nicht in unserer verlässlichen Database zu finden ist. Die Kuppel befand sich auf dem Dach eines Muesums, aber leider konnte mir keiner der angestellte weiterhelfen. Also doch kein neues Planetarium :( Ansonsten fanden wir in Cascais nur viele Autos und viele Hochhäuser. Vorallem aber willkürliche Fahrradwege, die im nichts anfingen und im nichts endeten, mit keiner gescheiten Möglichkeit hoch oder runter zu kommen. Für mich war die Krönung des Tages dann ein kleiner Zwischenfall mit einem (wie ich finde: zu alt fürs Autofahren) Mann, der uns gefühlt im Schritttempo überholte und dann meinen Lenker mit seinem Seitenspiegel wegschlug. Obwohl die Gegenspur frei war. Hinter uns fuhr die Polizei, aber die kümmerte sich natürlich um nichts... So lebt man wohl immer gefährlich auf den Straßen Portugals. Dies bestätigte mich dann in unserer Entscheidung von hier aus den kürzesten Weg aus Portugal raus nach Spanien zu nehmen. Zu allem Überfluss würden wir auf dem Rückweg noch einer unfreiwilligen Dusche unterzogen.

Bild von Beautiful Cascais

Mittwoch (16.11.)

Offenbar haben wir die sonnigen Tage Portugals hinter uns, denn der Mittwoch startete sehr verregnet und nebelig, Von daher gab es auch nicht so viel zu tun. Während Tilman schon leich kränkelnd im Bett blieb, machte ich einen kurzen Spaziergang mit Marvin zu den Klippen etwas nördlich von hier. Ansonsten warteten wir alle gespannt den ganzen Tag auf die Ankunft von Daniel (ihr erinnert euch?? Daniel haben wir schon bei Bordeaux, in Burgos und natürlich in der Santiago WG getroffen). Die letzten 4km fuhren wir dann Daniel und seinem Freund Andre entgegen - damit sie auch sicheres Geleit zu Domenico hatten.

Donnerstag (17.11.)

Dienstag Morgen wachte nun leider auch ich mit Halsschmerzen und Schnupfen auf. Und so bestand der Tag tatsächlich nur aus trinken und schlafen.

Freitag (18.11.)

Freitag war ähnlich zum Donnerstag. Schlafen und Trinken. Ausserdem verließen uns Marvin, Daniel und Andre um einen Städtetripp nach Lissabon zu machen. Wie gerne hätten wir sie begleitet! Das passte übrigens auch ganz gut, denn Domenico überlegt einen Wohnungstausch mit jemandem aus Lissabon zu machen und die Person soll heute Abend hier ankommen und das Wochenende mal probeweise hier wohnen. Wir durfen zum Glück kränkelnd in unserem Zimmer bleiben! Dafür sind wir wirklich sehr dankbar! Ansonsten gab es heute noch das Highlight, dass wiedererwarten unsere beiden Pakete (der neue Gepäckträger und der Bob) angekommen sind. Jetzt mussen wir nur noch gesund werden und dann geht es weiter! :-)

Bild von Weihnachten

Zum Abschluss gibt es heute gleich zwei Sondersachen: Tilman erklärt, was er so neu programmiert hat und ich erzahle euch ein bisschen was über die (diesmal erfoglreich) gestartete Artemis Mission.

Tilmans Welt aus Einsen und Nullen

Ich weiß die meisten von Euch interessiert das ganze gar nicht ... aber vielleicht interessiert es ja doch den einen oder die andere!

Ich hab mir die ganze Reise schon Gedanken um 2 Sachen gemacht um die ich mich diese Woche gekümmert habe. Beides seht Ihr vermutlich über die nächsten Tage. Bevor ich mich darum kümmern konnte musste ich mir natürlich meine Umgebung zum Arbeiten basteln, und so kämpfte ich fast einen ganzen Tag um ein Linux Betriebsystem auf einem Stick zu installieren. Für alle die das machen wollen: wenn Ihr einen UEFI Bootloader habt, müsst Ihr von der Partition die normalerweise für das Booten des Rechner verantwortlich ist (z.B. wenn man wie bei einem fremden Laptop, nicht einfach die Festplatte ausbauen kann weil man dafür die Tastatur entkleben müsste ... ;) die boot und esp flags entfernen, damit das EFI file auf den USB Stick und nicht auf die ESP Partition geschrieben wird. Nicht vergessen die danach wieder zu setzen!

So mit der ersten Hürde aus dem Weg, habe ich erstmal eine neue Interpolation gemacht. Ihr habt Euch vermutlich schon gewundert wie die Distanzanzeige auf der Startseite funktioniert. Die Daten die wir ständig schicken, und auch auf der Karte angezeigt werden nutzen wir auch um eine Schätzung der Distanz zu erzeugen. Da wir nur alle 5 Minuten einen GPS-Punkt aufnehmen, kann es natürlich sein, dass wir dazwischen einige Kurven gefahren sind, und unsere Distanz wird unterschätzt. Also haben wir mit Tagen an denen wir sowohl die GPS-Punkte so wie die Tachodaten haben, einen Regression gemacht. Aus vergangenen Touren haben wir somit gelernt, dass wir ungefähr +10% rechnen müssen. Da wir jetzt aber neue Daten von dieser Tour haben (und zum ersten mal einen Rechner) habe ich gleich mal eine neue Gerade gemacht, und siehe da, auf dieser Tour müssen wir eher mit +14% rechen! Somit haben wir inzwischen schon unseren 7000 km geschafft! Die Änderung auf der Anzeige kommt aber erst in den nächsten Tagen.

Bild von Tilmans Interpolation

Das zweite, was mir aufgefallen ist, ist, dass wir die gesamten Daten der aktuellen Tour auf jedem Aufruf der Karte laden und den Aufruf nicht cachen (cachen heißt der Browser ist schlau, und merkt sich manche Anfragen von denen er erwartet, dass sie sich nicht ändern, somit spart er Bandbreite, da er zB nicht jedes Mal die Schriftart runterladen muss). Macht ja auch Sinn, denn sonst würde man ja die neuen Punkte nicht sehen (da er sich ja den letzten Aufruf gemerkt hat)! Da das aber auf Dauer einen große Datenschleuder werden könnte, habe ich damals einen Update Knopf auf die Karte gebastelt, damit lädt man nicht alle Punkte neu, sondern fragt nur die seit dem letzten Aufruf ab. Praktisch, aber ich vermute mal die wenigsten von Euch gucken die ganze Zeit auf die Karte. Und wenn der Tab geschloßen ist, ist natürlich alles weg.

Das ist jetzt nicht ein absurd großes Problem, denn der Request ist für die meisten User immer noch ~6kB (für unsere Eltern immerhin schon über 60), aber wenn wir jetzt noch ein bisschen fahren ist es ja blöd wenn die selben Daten immer wieder geschickt werden. Deshalb habe ich, mehr aus Eleganz als aus Notwendigkeit, die Abfrage der aktuellen Tour aufgeteilt, und so werden die Daten jeden Monat "archiviert" und werden nur einmal im Monat geupdated (da der letzte Monat ja jetzt mitgeliefert wird).

Naja, so kann man halt auch die Zeit vertreiben wenn man gestrandet ist!

Idas Welt der Sterne

Aus aktuellem Anlass heute also eine kurze Vorstellung der Artemis Mission: Am 16.November startete die Artemis 1 Mission vom Kennedy Space Center nach mehreren abgebrochenen Versuchen (teils aufgrund technischer Probleme und teils aufgrund schlechten Wetters). Aber was genau ist die Artemis Mission? Die Artemis Mission ist eine internationale Kollaboration unter US-amerikanischer Federführung mit dem Ziel wieder Menschen zum Mond zu schicken, sowohl auf der Oberfläche, wie auch in der Mondumlaufbahn Zwischenstationen aufzubauen und dann in etwas fernerer Zukunft von dort aus zum Mars zu starten. Die ersten Schritte liegen natürlich auf der Hand: mit der Artemis 1 Mission wird erstmal das neue Equipment getestet, sowie zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder der Mond angeflogen. Danach folgen die Schritte, dass wieder Menschen auf dem Mond landen und im Orbit eine modulare Raumstation aufgebaut wird. Von hier aus soll die intensive Erforschung des Mondes erfolgen. Dies kann man zum Beispiel realisieren, indem man Roboter auf den Mond schickt und dann die ganze Kommunikation über die Raumstation lauft. Also ein super spannendes Gesamtvorhaben, welches eine neue Ära der Raumforschung einlautet. Ich bin auf jedenfall gespannt was die Zukunft so bringen wird!

Bild von Artemis 1

Bis nächste Woche dann und bleibt schön gesund!

Tilman und Ida