Es ist schon eine Weile her, dass wir etwas geschrieben haben, und das liegt hauptsächlich daran, dass nicht viel spannendes passiert ist.
Aber während der Zeit, die wir hier verbrachten, erfuhren wir viel Freundlichkeit und Unterstützung von vielen Menschen. Zum Beispiel bekamen wir ein wirklich großzügiges Angebot von Reinhald - einem Freund aus Idas Familie. Er und seine Frau tourten selbst mit einem Liegetandem durch die Niederlande und Deutschland. Da das Rad heute aber meist in der Garage steht, bot er uns an, dass wir sein Rad ausleihen könnten, um unsere Reise fortzusetzen. Wir schauten es uns an und waren wirklich fasziniert, wie unterschiedlich Liegetandems gebaut werden können und machten sogar eine Probefahrt! Da sie auch Warmshowers benutzen, hatten wir ein nettes Gespräch mit Reinhold. Letztendlich haben wir das Angebot abgelehnt, weil es sich etwas komisch anfühlen würde, nicht mit dem eigenen Rad zu fahren und da wir (hoffentlich) den Luxus haben, das Geld von der Versicherung irgendwann zurückzubekommen, haben wir uns entschieden, dass wir ein besseres Gefühl haben, mit einem eigenen Rad zu fahren. Wir wissen das Angebot aber wirklich zu schätzen. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass einem jemand anbietet, sein Fahrrad für 8 Monate mitzunehmen!
Wie werden wir also weiter touren? Da Ida ein bisschen Angst vor unseren Geschwindigkeitsunterschieden hat, haben wir beschlossen, dass Tilman das meiste Gewicht tragen soll und was eignet sich dafür besser als ein Lastenrad? Und da wir schon sehr schlechte Erfahrungen mit Post-Transporten gemacht haben, gab es nur eine Lösung: das Fahrrad selbst in Kopenhagen abzuholen. Und so fuhren wir mit dem Bus hin und verbrachten 2 Tage in Kopenhagen. Für eine Nacht testeten wir BeWelcome, wo uns Klaus empfing, obwohl er selbst gerade aus Spanien zurückkam. Ein wirklich cooler Mensch, mit einer unglaublichen Sprachbegabung!
Im Laufe des Tages hatten wir einiges zu tun. Zuallererst: das Planetarium! Dank der neu überarbeiteten Planetariumsdatenbank hatten wir die Existenz des Tycho Brahe Planetariums gesehen und beschlossen, dorthin zu gehen und zu versuchen, mit jemandem zu sprechen. Wir hatten die große Ehre, Markus zu treffen, der uns nicht nur die unglaubliche (interaktive) Ausstellung und die schräge Kuppel zeigte, sondern uns auch hinter die Kulissen blicken ließ: von den neuen Serverräumen bis hin zum alten System, das mit riesigen Zelluloidfilmen arbeitete!
Danach erinnerten wir uns daran, warum wir ursprünglich nach København gekommen waren, und gingen zu Larry vs Harry, um unser Fahrrad abzuholen. Und nachdem Ida eine Runde um den Block gedreht hatte, waren wir bereit. Wir packten unser ganzes Gepäck auf das Fahrrad und dann setzte sich Tilman auch noch vorne rein und ließ sich durch die Stadt fahren. Wir fuhren/wurden gefahren zu unserem zweiten Gastgeber, aber nicht ohne vorher das touristischste zu besuchen, was die Stadt zu bieten hatte.
Die Nacht verbrachten wir bei Rolf, der uns die Essensszene zeigte und uns am nächsten Tag auf der Fahrt aus der Stadt begleitete. Vielleicht fragst ihr euch jetzt, aber ihr habt ja kein zweites Fahrrad bekommen. Wie fahrt ihr denn zurück?
Nun, das ist einfach, wir sind schließlich immernoch "just two wheels" - nur zwei Räder!
Am ersten Tag hatten wir eine gute Fahrt. Die Sonne schien und wir waren langsam, aber hatten Spaß (zumindest Tilman). Aber am Abend, als die Sonne anfing unterzugehen, wurde es kalt, und da ein riesiger Berg auf uns zukam (so riesig wie Berge in Dänemark eben sind), beschlossen wir, einfach jemanden zu fragen, ob wir in seinem Garten übernachten könnten. Es stellte sich heraus, dass eine 60 kg schwere Person, die mit einer 100 kg schweren Ladung einen Berg hinauffährt, nicht der angenehmste Zeitvertreib ist. Wer hätte das gedacht?
Zum Glück haben wir genau den richtigen Moment gewählt, um zu fragen, denn ein paar Minuten später fing es an zu schneien! Und so bauten wir schnell unser Zelt auf und gingen ins Bett.
Ich weiß, dieses Zelt sieht ein bisschen anders aus und nein, ihr werdet nicht verrückt. Unser Zelt macht eine Pause und wird durchgecheckt und so haben wir ein Festivalzelt genommen, das Ida vor 5 Jahren in Stockholm für 20€ gebraucht gekauft hatte. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist es nicht die beste Wahl für Temperaturen unter Null.
Andererseits fanden wir heraus, dass unsere Schlafsäcke warm sind und so genossen wir eine warme Nachtruhe und wachten mit einem schneebedeckten Fahrrad auf.
Nach dem Entfrosten der Windschutzscheibe waren wir startklar und radelten den Rest des Tages im Wechsel zwischen Sonne und Regen/Schnee. Einer der schlimmsten Momente war, als wir die Storstrømsbroen hinauffuhren und es zu regnen begann. Wie ihr wisst, kann man auf Brücken nirgendwo Schutz suchen, und so bekamen wir eine ordentliche Dusche ab.
Aber alles war gut, denn für die Nacht hatten wir dank unserer Warmshowers-Gastgeber einen warmen Platz zum Schlafen! Tage und Pia hatten schnell auf unsere Anfrage reagiert, als wir beschlossen, dass eine zweite Nacht im Zelt nicht die bequemste Situation wäre, und ihr Sohn machte sogar Risotto für uns alle! Nach einem schnellen Austausch des Gästebuchs hatten wir die Ehre, die ersten zu sein, die einen Eintrag für 2023 machten.
Am letzten Tag regnete es, als wir uns auf den Weg machen wollten, und so trennten wir uns zum ersten Mal während unserer Tour. Ida nahm den Zug und den Bus nach Gedser, während Tilman beschloss, das Vernünftigste zu tun und durch Wind und Regen zu fahren.
Als er völlig durchnässt ankam, fuhr Ida mit dem Fahrrad schnell zum Einkaufen, während Tilman versuchte, sich im Warteraum der Fähre zu trocknen. Und das war's. Wir gingen an Bord der Fähre nach Deutschland und fuhren mit dem Zug zurück zu Idas Eltern, wo wir nachts ankamen und eine schnelle letzte Fahrt mit unserem neuen Partyrad vom Bahnhof nach Hause genossen.
Zum Schluss noch eine lustige Geschichte. Auf der Rückfahrt mit dem Zug wurden wir vom Fahrkartenkontrolleur darüber informiert, dass Lastenfahrräder in Zügen nicht mehr erlaubt sind (sie haben anscheinend sogar kleine Visitenkarten für diesen Anlass gemacht). Nachdem wir ein wenig nachgeforscht hatten, schien die DB (die deutsche Bahngesellschaft) ein gutes Argument dafür zu haben:
Wenn man die falsche Grammatik ignoriert, behauptet die Deutsche Bahn im Grunde, dass Lastenfahrräder zu breit sind. Und wenn man ihnen sagt, dass sie vielleicht nach der Größe entscheiden sollten, weil einige Lastenräder kleiner sind als normale Fahrräder, ignorieren sie im Grunde die Fakten und wiederholen nur, dass sie alle zu breit und zu lang sind. Ich meine, ich würde ein gestaffeltes System verstehen, bei dem die Lastenräder den Zug verlassen müssen, wenn nicht genug Platz vorhanden ist... Aber ich denke, als privates Unternehmen haben sie immernoch das Recht, selbst zu entscheiden. Es ist nur etwas ironisch, dass sie dies auf ihrer Unterseite zur Nachhaltigkeit veröffentlichen:
Im nächsten Eintrag machen wir eine kurze Testfahrt nach Potsdam um zu testen ob alles rund läuft. Und nach Ostern geht es endlich wieder los!