Just two wheels

Zwangspause

22. Oktober 2022

Erinnert ihr euch noch an meine Blasenentzündung von letzter Woche und wie ich meinte, das Antibiotikum hätte super gewirkt? Wohl ein klassischer Fall von zu früh gefreut… Dies veranlasste uns nun doch eine Woche die Gastfreundschaft von Miguel in Anspruch nehmen zu müssen. Aber lest selbst!

Samstag (15.10.) begann erst mal damit, dass wir uns einen Plan machten, was sonst noch so ansteht und zu machen ist. Dazu zählte unter anderem, dass wir nach 3 Monaten mal unser Zelt etwas putzten und trocknen ließen. Nachdem wir unser transportables Haus geputzt hatten, machten wir uns daran, auch das Ferienhaus von Miguel zu putzen, da wir hier noch einige Tage gewohnt hatten. Das Spannendste an diesem Tag war dann, dass wir einen Plan von hier bis zu Tilmans Schwester Merle bei Valencia ausarbeiteten. Für die Planung nutzten wir "GraphHopper" und modifizierten die vorgeschlagenen Routen dann etwas nach unseren Wünschen. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, immer sowohl eine Option mit dem "Touring-Profil" wie auch mit dem "Rennrad-Profil" zu machen. Die beiden unterschieden sich überwiegend in ihrem Straßenbelag. Im Touring-Profil haben wir meistens etwas abgelegenere Straßen, dafür leider auch manchmal mit etwas dürftigen Belag. Das ist dann meistens der Punkt, an dem wir zum asphaltierten Rennrad-Profil wechseln. Bis auf diese Planung ist auch nicht viel passiert und wir gingen ausnahmsweise mal früh ins Bett.

Sonntag (16.10.) sollte hingegen etwas abenteuerlicher werden. Schon beim Bergabfahren in die Stadt merkten wir, dass unsere Bremsen etwas dürftig funktionierten. Leider wurde es auch trotz häufigen Nachstellens und ersetzen der Bremsbeläge nicht besser. Bei einer kleinen Pause (bis dahin sind wir ca. 15km weit gekommen) musste ich dann feststellen, dass meine Blasenentzündung leider stärker wiedergekommen war. Schweren Herzens entschieden wir uns dafür wieder zurückzufahren, um sowohl unsere Bremsen in Ruhe zu reparieren wie auch eine Lösung für meine Blasenentzündung zu finden. Da Sonntag war, entschieden wir uns, gleich ins Krankenhaus zu fahren. Hier waren die Behandlungschancen am größten. Tilman passte auf das Fahrrad und unsere Sachen auf und ich machte mich auf, zu einem der Plätze, die ich am wenigsten mag - Ärzte und Krankenhäuser. Hier waren aber alle nett und auch mega gut organisiert. So fand ich mich ca. 1h später auf einem Behandlungsbett wieder. Dort wurde mir - zu meinem Schrecken – eröffnet, dass sie sowohl eine Urinprobe nehmen wollten, (mit der ich gerechnet habe) wie auch eine Blutprobe (mit der ich nicht gerechnet habe). Alle, die mich kennen, wissen was das bedeutet… Und so wird die mich behandelnde Krankenschwester noch einige Wochen von der komischen Deutschen auf Fahrradtour erzählen, die beim Blutabnehmen in Tränen ausgebrochen ist. Danach musste ich mit einem Zugang im Arm ca. 2h auf meine Ergebnisse warten.

Bild von Ida im Krankenhaus in Gijón

Und eins sage ich euch: Krankenhäuser sind überall auf der Welt langweilig! Wenn sie wenigstens irgendwelche belanglosen Zeitschriften hätten! Nach ca. 1h bekam ich Besuch von Tilman, der mich aufgrund des Empfangs nicht telefonisch erreichen konnte. Draußen hat sich in der Zwischenzeit nämlich Miguel zu Tilman gesellt. Geduldig warteten die beiden auf mich. Nach ca. 2h wurden mir die Laborergebnisse mitgeteilt. Blut war in Ordnung. Urin zeigte schon eine signifikante Konzentration von Bakterien an. Und so bekam ich intravenös noch ein Antibiotikum sowie ein Rezept für eins, was ich die kommende Woche nehmen soll. Nach 4h Krankenhaus empfingen mich draußen Tilman und Miguel. Die beiden hatten in der Zwischenzeit das Tandem ins Auto geladen und so fuhr Miguel uns hoch zum Haus, wo ich fix und fertig ins Bett fiel und sofort einschlief.

Am Montag (17.10.) war unser erster Weg dann in die nahegelegene Farmacia, um mein Antibiotikum abzuholen. Weiter ging es in die Stadt, wo wir mehrere Fahrradläden rausgesucht hatten. Unser erster Laden war auch gleich ein Reinfall. Leider kannte sich dieser Fahrradmechaniker gar nicht mit Scheibenbremsen aus und auch war auch sonst nicht so hilfreich. Also bedankten wir uns höflich für seine Zeit und fuhren weiter zum nächsten Laden, der sich zwar auskannte, aber ausgerechnet unser Modell nicht dahatte. Den dritten Laden gab es nicht mehr. Der vierte war sehr vielversprechend, hatte aber leider Mittagspause. Also nahmen wir uns auch die Zeit am Strand in Ruhe etwas zu mampfen und standen pünktlich zur Nachmittagsöffnungszeit wieder vor dem Fahrradladen. Dort trafen wir auf sehr kompetente Leute und einen begeisterten Mechaniker, der das Problem erkannte, dass unsere Scheibe etwas verbogen war, was ab und zu passieren kann. Nach einigem Hin und Her gab er uns noch Tipps und wir holten neue Bremsbelege. Auf dem Rückweg gingen wir noch kurz einkaufen und faulenzten den Rest des Abends.

Dienstag (18.10.) wurde dann mal das Fahrrad geputzt. Außerdem machten wir einen Plan, wie wir Weihnachten verbringen wollen. Ich würde Weihnachten gerne mit meiner Familie feiern. Da kam Tilman die Idee, dass man nach Stuttgart zu seiner Patentante fahren könnte mit dem Fahrrad. Ich würde dann mit dem Zug weiter nach Haldensleben fahren und nach Weihnachten geht unsere Tour dann wieder gemeinsam weiter. Mal sehen, ob wir das so hinbekommen. Bekanntlich kommt ja immer was dazwischen.

Mittwoch (19.10.) war dann wieder chillen angesagt. Weil wir die letzten Tage noch nicht genug gechillt haben. Mit einem Antibiotikum ist das wohl auch die beste Option.

Am Donnerstag (20.10.) wurden wir dann etwas aktiver. Es ist schon nicht einfach zu chillen, wenn man 3 Monate immer fährt und ständig was Neues passiert. Also gingen wir heute runter zum Strand, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Sogar die Sonne ließ sich dabei blicken! Tilman nutzte dies, um ein paar coole Fotos von den Wellen zu machen.

Bild von Mehr Meer
Bild von Mischmasch am Meer
Bild von Noch mehr Meer

Am Nachmittag machten wir uns dann etwas nützlich und mähten auf dem Grundstück etwas den Rasen. Dabei entdeckten wir einen kleinen tierischen Besucher. Unsere Internetrecherche lässt uns vermuten, dass es eine Blindschleiche war. Aber vielleicht ist einer von euch ja Reptilienexperte und kann uns aufklären? :)

Bild von Rasenmeer
Bild von Was schleicht da durch das Gras? Eine Schleiche!

Am Abend schauten wir auf Netflix dann noch "The school of Good and Evil" - können wir nur empfehlen!

Freitag (21.10.) machten wir uns dann daran, das Haus für die nächsten Mieter zu putzen, den es gab eine Reservierung für dieses Wochenende. Nachdem dies getan war, zogen wir um in die leere Wohnung von einem Freund von Miguel. So hatten wir zumindest für eine Nacht noch ein festes Dach über dem Kopf. Abends verabschiedeten wir uns dann noch von Miguel und zogen uns Nudeln rein. Nächste Woche geht es dann hoffentlich wieder mit dem Fahrrad weiter!

Da es diese Woche nicht so viel Spannendes zu berichten gab, gibt es nun genug Platz, um die Geschichte am Herbststernenhimmel zu erzählen. Unser letzter Charakter ist Kepheus. Das Sternenbild befindet sich direkt neben dem W der Kassiopeia.
Unsere Geschichte spielt im alten Äthiopien. Kassiopeia und Kepheus waren das Königspaar zu dieser Zeit und hatten eine schöne Tochter namens Andromeda. Kassiopeia war mindestens genauso schön wie ihre Tochter und prahlte damit auch öffentlich rum. Sie sei sogar noch schöner als die Nereiden, sowas wie Meerjungfrauen. Erinnert euch das vielleicht an eine ähnliche Geschichte? Die Nereiden waren auf jeden Fall wenig erfreut darüber und haben sich persönlich angegriffen gefühlt. Mit ihrer Beschwerde gingen sie zu ihrem Boss Poseidon. Daraufhin schickte er das große Seeungeheuer (im Himmel als Sternenbild „Wal“ zu erkennen), um die Küsten Äthiopiens zu verwüsten. Das Königspaar wusste weder aus noch ein und aus Verzweiflung wandten sie sich an das Orakel in Delphi. Das Orakel sagte ihnen, wenn sie ihre einzige Tochter dem Ungeheuer opfern würden, würde der Schrecken ein Ende haben. Leider taten sie genau das und ketteten ihre Tochter an die Klippen. Die arme Andromeda… Doch was wäre griechische Mythologie ohne Helden… Natürlich kam Perseus auf seinem geflügelten Pferd Pegasus angeritten und ganz zufälligerweise hatte er noch den abgeschnittenen Kopf der Medusa bei sich. Damit gelang es ihm, das Ungeheuer zu versteinern. Als Dank für die Rettung Andromedas, durfte er diese Frau zur Frau nehmen.

Bild von Kepheus

Ihr findet griechische Geschichten auch manchmal komisch? Ich auch! Aber so kann man sich super die Sternenbilder merken. Viel Spaß beim selbst entdecken am Nachthimmel :)

Tilman & Ida