Samstag (08.10) Unsere Woche fängt ganz oben auf einem Hügel an. Zusammen mit Daniel bauten wir unsere Zelte ab und machten uns bereit für den Weg. Vorher verewigten wir uns noch auf Daniels Fahrradtasche.
Die letzten Höhenmeter, die wir gestern nicht mehr gemacht haben, wärmten unsere Beine auf für die Abfahrt nach Santo Domingo de la Calzada. Dort holten wir uns was zum Frühstücken und nach etwas längerer Frühstücksplatzsuche wurden wir dann auch fündig. An einem Picknickplatz verschlangen wir dann unser Frühstück auf typisch spanische Weise: Dippe Kekse oder Brot in Kaffe oder Kakao.
Gestärkt fuhren wir dann den ersten Berg des Tages hoch. An sich war es eine angenehme Auffahrt, das Fiese war nur, dass man hinter jeder Kurve den Gipfel erwartete. Der ließ allerdings noch etwas länger auf sich warten… Danach machten wir im Dorf Beldorado (nicht zu verwechseln mit El Dorado!) ein bisschen Pause und Daniel ließ sich einen Stempel in seinen Pilgerpass geben. In der Zwischenzeit flatterte uns noch eine Schwedenflagge entgegen!
Außerdem probierte Daniel sich kurz als Co-Pilot hinten auf dem Tandem aus. Nach einer kleinen Berg-hoch Fahrt wechselten wir alle wieder auf unsere angestammten Plätze. Als wir den nächsten Hügel erklommen hatten, packte Daniel dann seine Drohne aus und filmte uns auf epische Weise beim Berg abfahren. Kurz vor Burgos kämpften wir uns noch den letzten Berg hoch und ließen uns dann gemütlich in die Stadt rollen. Für Daniel ging es auf einen Campingplatz und für uns zum Zentrum für die Bergrettungs- und Suchhunde in „Castilla y León“. Dort wurde für uns über die Community der Suchhunde Kontakt zu Álvaro hergestellt, der uns herzlich begrüßte. Nach der warmen Dusche und leckerem Abendbrot quatschten wir, wie immer zu lange, bis in die Nacht hinein.
Am Sonntag (09.10.) wachten wir dann mal nicht auf unseren Isomatten, sondern auf einem gemütlichem Feldbett in der Zentrale für die Rettungshunde auf. Zusammen mit Álvaro, seinem super süßen Hund „Kiwi“ und einem anderen Rettungshunde-Mensch aßen wir Frühstück. Ausnahmsweise nutzten wir mal den Bus um in die Innenstadt von Burgos zu kommen. Während ich kurz auf die Toilette ging, nutzte Tilman die Zeit um in eine Kirche zu gehen bevor der Gottesdienst anfing. Danach machten wir uns auf den Weg zur berühmten Kathedrale in Burgos. An fast jeder Ecke begegnet man einer Jakobsmuschel, wenn sie gerade nicht an dem Rucksack eines Pilgers hängt, dann findet man sie auf dem Boden oder an den Wänden. Sogar in die Schaufenster der Touriläden haben sie schon Einzug gehalten. Fast ein bisschen zu viel, finden wir.
Burgos ist gar nicht so groß und die Innenstadt besteht aus vielen kleinen und süßen Gassen. An der Kathedrale mussten wir leider feststellen, dass man nur in den Vorraum durfte. Später erfuhren wir, dass es aufgrund eines Konzertes am späten Abend war. Man kann halt nicht immer Glück haben.
Von außen sah sie auch schon sehr beeindruckend aus! Definitiv werden wir nochmal herkommen!
Weiter ging es berghoch auf die Burg. Von dort aus hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt.
Der Eintritt zur Burg war kostenlos und so gingen wir entlang des geführten Weges auf und neben den Festungsmauern entlang. Auf dem Rückweg holten wir uns für den ersten Hunger noch eine Empanada und was Süßes und trafen Daniel in der Stadt. Zusammen machten wir uns dann auf die Suche nach etwas richtigem zu Essen. Von Álvaro haben wir diesbezüglich einen Tipp bekommen, wo man günstig und gut essen kann. Wir mussten ca. 5 Minuten warten, um einen Tisch zu bekommen. Das war auch eher Glück, da wir nach der typischen spanischen Mittagszeit ankamen und der große Ansturm vorbei war. Daniel bestellte sich einen gemischten Teller und Tilman und ich jeweils Tostadas mit verschiedenen Belägen. Nach dieser ausgiebigen Stärkung machten wir uns auf durch die kleinen Gassen Burgos, entlang am Fluss um ein bisschen außerhalb das Kloster anzusehen. Das war ein Tipp, den Álvaro uns gegeben hat. Leider war das Kloster auch zu uns so bewunderten wir die Mauern nur von außen. Zusammen machten wir uns auf den Rückweg. Tilman und ich machten noch Siesta am Fluss, während Daniel seinen Stadtrundgang erst richtig anfing. Nach dem Mittagsschläfchen machten wir uns auf den Rückweg und bewunderten die Kunst in der Stadt.
Als Álvaro uns anrief und meinte er könne uns aus der Innenstadt wieder mit hochnehmen, nahmen wir das Angebot dankend an. Wieder im Zentrum für Suchhunde angekommen trafen wir auf das restliche Team, was von einem anstrengenden Such-Tag sich noch etwas ausruhte. Zusammen mit Álvaro aßen wir Abendbrot und unterhielten uns noch lebhaft über die Geschichte unserer Länder.
Nach erholsamer Nacht begann der Montag (10.10.) mit einem kleinen Frühstück. Irgendwann musste Álvaro los, da er noch einen Termin in der Stadt hatte. Auf unserem Weg mit dem Fahrrad durch die Stadt trafen wir immer mal wieder auf das knallgelbe Auto von Álvaro und wir lieferten uns ein kleines Hupkonzert. Raus aus Burgos gestalteten sich die ersten Kilometer relativ flach, aber auch landschaftlich ziemlich eintönig. Je näher wir der Cordilliera Cantábrica kamen, desto hügeliger wurde es.
Gegen Abend durften wir noch einem Gewitter aus der Ferne zusehen und im Anschluss das Abendrot genießen.
Einen letzten Berg zu erklimmen war noch das Ziel unseres Tages und so sammelten wir unsere letzten Kräfte und kämpften uns die letzten Höhenmeter hoch. Oben erwartete uns eine Ebene und wir beschlossen zwischen Büschen unser Zelt aufzuschlagen. Schließlich war es mittlerweile schon dunkel geworden. Gerade rechtzeitig packten wir die letzten Sachen ins Zelt, als wir schon die ersten Regentropfen auf dem Zeltdach hörten. Nach einer Weile mussten wir feststellen, dass wir in der Dunkelheit weder unser Zelt richtig gespannt hatten noch die Zeltunterlage vernünftig unters Zelt gelegt hatten… Das resultierte leider darin, dass sich etwas Feuchtigkeit unter meiner Isomatte ansammelte. Heldenhaft erklärte sich Tilman bereit, beim Starkregen rauszugehen und das Zelt besser zu spannen sowie die Plane unterm Zelt verschwinden zu lassen. Das verhinderte zumindest, dass sich noch mehr Feuchtigkeit ins Zelt verirrte, was schon drin war bekamen wir natürlich nicht so schnell wieder raus.
Am Dienstagmorgen (11.10) hatte sich der Regen dann gelegt und wir packten das klitschnasse Zelt ein und genossen die morgendliche Bergabfahrt. In dem kleinen Dorf Congosto de Valdavia nutzten wir dann den trockenen Marktplatz und die ersten Sonnenstrahlen des Tages, um alles auszubreiten und trocknen zu lassen.
Der Marktplatz befand sich direkt vor dem Ayuntamiento (Rathaus) und so kam es, dass eine nette Frau aus dem Gebäude rauskam, uns neugierig zuschaute und letztendlich mit uns ins Gespräch kam. Das Resultat war, dass sie meinte, wenn wir gestern Abend angekommen wären, hätten wir auch in der Mehrzweckhalle schlafen können und als Krönung habe ich sogar noch einen frischen Kaffee bekommen 😊. Schnell wurden wir die morgendliche Attraktion des Dorfes und mussten etliche Hilfsangebote ablehnen. Tilman half dem - in Ermangelung einer besseren Beschreibung - Hausmeister des Dorfes den öffentlichen Trinkwasserhahn wintertauglich zu machen. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von dem Dorf, um unsere Reise fortzusetzen. Heute ging es überwiegend bergauf. Bevor wir morgen über unseren finalen Pass fahren, mussten wir davor erstmal noch 2 kleinere Pässe erklimmen.
Die Landschaft war irgendwie anders als in den Pyrenänen aber sehr schön. Macht euch am besten selbst ein Bild 😊.
Auf dem Weg zum letzten Pass kamen wir noch an einem riesigen Stausee vorbei, der uns für einige Kilometer begleitete und wunderschöne Motive für Fotos bot. Der Stausee „Embalse de Riano“ versorgt ca. 84 000 Hektar Land mit Wasser. Außerdem verschluckt er, wenn er komplett gefüllt ist, die alte Landstraße. Wenn er nicht voll ist, kann man, wie auf dem Foto zu erkennen, die Straße noch sehen.
Da es langsam anfing zu dämmern, machten wir uns auf zu unserem Schlafplatz. Da es im hügeligen Land und in den Bergen mitunter schwierig sein kann, hat sich eine Strategie besonders bewährt. Auf OpenStreetMap gucken wir vorher nach Picknicktischen oder sogar ganzen „Picknick-Sites“, da diese meistens etwas flacher sind. Und so schlugen wir unser Zelt in der Dämmerung auf und schliefen eingekuschelt im Schlafsack ein.
Der Mittwochmorgen (12.10) überraschte uns um 7:00 in der Frühe mit einem super hellem Mond und frischen 4 Grad im Zelt bzw. 1 Grad außerhalb vom Zelt. Zum Glück haben wir bei unseren Schlafsäcken nicht gespart! Da wir ca. 6km vor dem Pass übernachtet hatten, war unser Ziel, zum Sonnenaufgang oben angekommen zu sein.
Auf dem Weg nach oben wärmten sich unsere Körper durch die sportliche Betätigung gut auf und kurz vor dem Pass kam dann auch die Sonne hinter den Hügeln zum Vorschein. Oben angekommen bot sich uns eine fantastische Aussicht. Wir befanden uns über den Wolken! Auf der anderen Bergseite konnten wir sogar beobachten, wie sich die Wolken über die Berge rollten.
Solche Aussichten sind einfach unglaublich und erinnern uns daran, warum wir diese Reise machen. Auch die arschkalte und lange Abfahrt danach ließ uns jedes Körperteil spüren - wenn auch nicht auf die angenehmste Art und Weise. In den Dörfern hatten leider die Cafés zu, so dass es auch keine gute Möglichkeit gab, uns Aufzuwärmen. Also wollten wir uns einen Tee selbst warm machen, mussten dann aber leider feststellen, dass unsere Streichhölzer nicht so wollten wie wir. Und so landete „Feuerzeug" auf der Einkaufsliste für das nächste Mal. Nachdem wir schon ca. 30km gefahren waren, kam auch langsam die Sonne raus und in einem Café wurden wir tatsächlich fündig und ich bekam einen schönen heißen Kaffee. Das beste Gefühl überhaupt! Ein Mann vor dem Café fand uns interessant und machte auch gleich mal ein paar Fotos von uns in Aktion.
Eine etwas längere Mittagspause machten wir dann allerdings ein paar Kilometer später. Bis hierher ging auch alles schön bergab bzw. innerstädtisch gab es eigentlich gut ausgebildete Radwege. Doch den Berg den man als Fahrradfahrer danach hoch musste, war echt nicht lustig! Während die Autos auf der Autobahn durch einen Tunnel fahren durften, kämpften wir uns ca. 4km bei guten 10% Steigung durchgängig den Berg hoch. Nur um danach bei ähnlicher Steigung brutal Höhenmeter zu verlieren… Kurz vor Gijón hatten wir dann ein ähnliches Problem. Zum Glück nicht ganz so schlimm wie der Berg davor. Und wir wurden mit einer langen und sanften Abfahrt runter in die Stadt belohnt. Richtig schön!
Wir fuhren also Richtung Stadtrand, wo Miguel, ein weiterer Rettungshundemensch, ein Ferienhaus hatte, in dem wir übernachten durften. Nach einer letzten saftigen Steigung kamen wir dann auch an. Insgesamt haben wir an diesem Tag ca. 120km und 2000 Höhenmeter bergauf zurück gelegt. Die warme Dusche haben wir uns mehr als verdient! Fix und fertig kuschelten wir uns ins Bett und schliefen fast sofort ein.
Donnerstag (13.10) kamen wir dann relativ spät aus dem Bett. Unser erster Weg ging heute in die Farmacia (Apotheke), da sich meine Blasenentzündung noch nicht ganz auskuriert hatte. Ich bekam Antibiotika für 2 Tage und damit konnte ich sie auch gut in den Griff kriegen. Danach gingen wir einkaufen, aßen eine Kleinigkeit und wurden von Miguel abgeholt. Am Nachmittag durften wir ihn nämlich bei seiner Arbeit mit den Hunden begleiten. Die erste Station war die Uni. Hier läuft gerade ein Projekt an, wo man den Geruchssinn der Hunde nutzen kann, um mit Hilfe von Speichelproben Menschen mit Krebs zu identifizieren. Wenn das gut läuft, könnte man in Zukunft effizienter auf Krebs testen als mit herkömmlichen Labormethoden. Super interessant zu sehen, wie das Training so abläuft und wie gut es unter Laborbedingungen schon funktioniert!
Da sich die Uni in der Nähe des maritimen Instituts befand, nutzten wir gleich die Gelegenheit aus, um zu schauen, ob wir einen Blick in das Planetarium werfen durften. Laut der Database (apfl-Planetarium) sollte hier nämlich auch ein ZKP2 stehen. Die Frau am Empfang war sehr freundlich und tat alles, um uns zu helfen. Allerdings konnte sie keinen mit Schlüssel auftreiben und meinte, wir sollten es morgen nochmal versuchen. Und so ging unser Abenteuer mit Miguel weiter und er nahm uns mit in ein Zentrum für Menschen mit geistiger und seelischer Behinderung. Hier gibt es nämlich Therapiestunden mit Hunden. Es war schön zu sehen, wie herzlich Miguel mit den Menschen umgeht und wie viel Freude es den Teilnehmenden bereitete, mit den Hunden zu arbeiten. Danach gingen wir mit Miguel und seiner Frau noch etwas essen. Es gab einen Tisch mit vielen verschiedenen Gerichten von denen wir probieren durften. Ein wunderschöner Abend!
Auch in den Freitag (14.10) starteten wir ganz gemütlich. In erster Linie versuchten wir mit dem Blogschreiben etwas aufzuholen. Hier schonmal eine große Entschuldigung an alle, die so lange warten mussten! Gegen 11:00 machten wir uns auf den Weg zu unserer Stadtbesichtigung.
Da es am nächsten dran war, gingen wir auch zuerst zum Planetarium. Die Frau am Empfang war leider eine andere und sah ehrlich gesagt auch nicht so aus als wäre mit ihr gut Kirschen essen. Doch dank unserer Beharrlichkeit konnten wir sie überzeugen, uns eine Chance zu geben. Wir sollten etwas warten, denn der Direktor wäre gerade noch in einer Konferenz. In der Zwischenzeit unterhielten wir uns mit einem jüngeren Mitarbeiter, der uns mehrfach versichern wollte, dass das Planetarium bei ihnen kaputt sei. Übrigens auch ein ZKP2, wie das, welches bis zu diesem Sommer noch in Potsdam zu finden war. Als ich das erwähnte, wurden wohl Hoffnungen groß, ich könnte es reparieren… Als der Direktor uns dann aufschloss, durfte ich die beiden gleich erstmal damit beeindrucken, dass ich wusste, mit welchen Knöpfen man das Licht an macht. Ihre Überraschung und Nicht-Vertrautheit mit ihrem System ließ mich etwas daran zweifeln, dass sie beurteilen konnten, ob das System funktioniert oder nicht. Nach einem kurzen Check wichtiger Funktionen meinerseits und Anekdoten aus anderen Planetarien musste ich feststellen, dass das ZKP2 zwar nicht nagelneu war, aber doch durchaus funktionstüchtig und showtauglich. Irgendwie waren unsere beiden Begleiter nicht ganz so enthusiastisch und auch eher so semi interessiert. Nach 10 Minuten komischer Stimmung verließen wir dann das Planetarium und ich stempel es als das traurigste Planetarium unserer Reise ab.
Aus Frust holten wir uns erstmal Eis im nächsten Supermarkt und gingen zum Postamt, um Tilman coole Briefmarken zu holen. Es stellte sich leider raus, dass man die coolen Briefmarken leider nur online bestellen kann und so kauften wir nur normale Briefmarken mit einem sehr seltsamen Bild des spanischen Königs für unsere Postkarten.
Danach ging es weiter in die Innenstadt, mit der alten Stadt, vielen Kirchen und den römischen Thermen. Unser Rückweg führte uns am Strand entlang bis hin zu den Klippen, wo wir - eher Tilman - es sich nicht nehmen lassen konnte Bilder von der Stadt beim Sonnenuntergang zu machen.
Wieder am Haus angekommen kochten wir für Miguel und Elena. Danach fielen wir mal wieder fix und fertig ins Bett. Nach ca. 20km Fußmarsch auch kein Wunder!
Heute gibt es auch Mal wieder ein Sternenbild, um die Geschichte des Herbsthimmels zu komplementieren. Heute geht es um Andromeda. Andromeda befindet sich oberhalb links des Herbstviereckes (Pegasus). Bei Andromeda handelt es sich mythologisch gesehen um eine Prinzessin aus dem alten Äthiopien. Genauer gesagt die Tochter von Cassiopeia und Kepheus. Aber auch astronomisch gesehen lässt sich hier einiges Interessantes finden. Zum Beispiel M31 (Andromedagalaxie), die Spiralgalaxie, die uns am nächsten ist.
Das war es erstmal zu dieser Woche. In der kommenden Woche wollen wir Santiago de Compostela erreichen und uns langsam Portugal nähren.
Adiós! Tilman & Ida