Samstag (1.10.) Morgen kletterten wir aus dem Bett und 3 Etagen hoch, um mit Martha, Carmen, Leo und Simon zu frühstücken. Danach wurden alle Sachen runter zu Bertha und unserem Tandem gebracht, wo sie sich noch ein bisschen gedulden mussten, während wir die Stadt besichtigen gingen. Heute war alles etwas voller als gestern und wir waren glücklich gestern in die Basílica del Pilar gegangen zu sein, denn nun glich sie einem Ameisenhaufen. Doch bevor wir die Ferne suchen konnten, warteten wir noch ein bisschen und lauschten dem Dudelsack Umzug, der durch die Straße zog.
Etwas mehr Abseits traten wir zwischen einer Taufe und einer Hochzeit in die Iglesia de Santiago el Mayor, die ganz leer war und wo wir uns ganz in Ruhe umsehen konnten.
Und nach ein bisschen trödeln hier und dort ging es dann zurück um Fermi abzuholen, zu beladen und dann den Schlafplatz zu wechseln, denn heute Nacht sollten wir bei Yhovannas Eltern schlafen. Und nachdem wir die restliche Pizza gegessen hatten, ging es auch wieder in die Stadt. Dieses Mal mit Rad, denn es ging zum 15-jährigen Jubiläum der Ciclería, eine Mischung aus Verein, Selbsthilfewerkstatt und Fahrradlobby in Zaragoza. Nach einem kleinen Vortrag von zwei Radlerinnen, die durch Spanien gefahren sind, um einen Kontakt zwischen Produzenten auf dem Land und Konsumenten in der Stadt herzustellen, ging die Hauptattraktion los. Eine Mischung aus Feier und Demo mit vermutlich so 200-300 Radfahrern, die kreuz und quer durch die Stadt fuhren. Einige Unterschiede von den Critical Mass, die ich aus Deutschland kannte, fielen mir dabei auf, z.B. das Nutzen von Pyrotechnik und Konfettikanonen! Als wir ein paar Stunden unterwegs waren und es sich langsam in eine richtige Party entwickelte, probierte Ida noch kurz ein Tallbike aus, bevor wir nach Hause fuhren. Nachdem wir nun so lange zu zweit in der Natur waren, waren solche Menschenmassen doch etwas erschöpfend und wir fielen direkt ins Bett.
Sonntag (2.10.) frühstückten wir mit Yhovannas Mama und sie war extrem nett. Während ich noch auf Toilette war, hörte ich Ida mit ihr reden und sie gab sich Mühe deutlich und langsam zu reden, bot ihr dabei immer wieder Früchte und Frühstück an, und wir könnten ja noch etwas mitnehmen. Kurz bevor sie gehen musste, schenkte sie uns noch eine „medida del Pilar“! Ein kleines Bändchen mit der genauen Größe der Virgen del Pilar. Die Virgen del Pilar (die Jungfrau der Säule) ist die Heilige und Schutzpatronin von Zaragoza und hat ein Kleid für jeden Tag des Jahres. Früher hat man die Kleider an Kranke oder andere dürftige Personen ausgeliehen und da dies jetzt nicht mehr möglich ist (logistisch und von der Anzahl her), gibt es jetzt diese Bändchen als Symbol dafür. Wir haben noch ein bisschen in Ruhe gefrühstückt und auf Yhovanna gewartet, die in der Nacht davor noch mit ihren Kollegen auf einer Demo für bessere Löhne war (Waldbrandfeuerwehrmenschen werden anscheinend nicht gut genug dafür bezahlt und sind dafür aber durchgängig auf Ruf, also es kann sein, dass du nach deinen normalen 8 Stundentagen nochmal 10 bei einem Brand machen musst) und dann feiern und erst um 6 wieder Zuhause. Und wie das immer so ist bei netten Menschen, haben wir uns wieder so lange verplappert, dass die Mama wieder zurück war. Irgendwann gegen Mittag schafften wir es auch endlich loszukommen. Wir entschieden uns in schlauer Voraussicht, noch in der Stadt einzukaufen, denn die Läden auf den Dörfern würden, wie vermutet, zu haben. Als es dann endlich los ging, brannte die Sonne und wir hatten über 30°C im Schatten. Das hatten wir uns bei unserer Freude über die Sonne in Spanien irgendwie auch nicht gedacht. Doch eins muss man dazu noch sagen: Die Wasser Infrastruktur in Spanien ist unglaublich gut. Egal wie klein ein Dorf ist, es hat mindestens ein, wenn nicht zwei Trinkwasserstellen! Unsere 6L Wasserblasen haben wir somit nicht mal anfassen müssen, denn wenn man sich volltrinkt, reicht die 1L Flasche leicht die 15 Minuten bis zur nächsten Stelle aus! Und so fuhren wir, mal auf besseren, mal auf schlechteren Straßen vor uns hin, wobei die einen sich schnell und unangekündigt in die anderen verwandelten. Irgendwann trafen wir dann Paul, einen Engländer, der nach Algerien radelte und sich im Dorf davor einen fantastischen neon-gelben Party-Hut gekauft hatte. Als wir dann abends einen Platz zum Schlafen suchten, wurden wir von einer Horde Mücken überfallen und in voller Panik bauten wir unser Zelt auf einem Feld auf und schliefen zum verärgerten Summen von 1000 Mücken gemütlich ein.
Ganz früh um 06:30 Uhr wachten wir am Montag (3.10.) auf. Dazu muss man sagen, dass Spanien ziemlich westlich ist und Zaragoza z.B. westlicher als London ist, es von der Sonne (an die wir unseren Rhythmus anpassen), also eher einen deutschen 05:30 Uhr entspricht. Im Mondlicht packten wir unser Zelt zusammen und zogen los, denn wir hatten heute ein Ziel: die Bardenas Reales. Und da es dort weder Schatten noch Wasser gab, wollten wir vor 2 wieder raus sein. Empfohlen hatte sie uns Mathilde (die Host von WarmShowers vor den Pyrenäen) und gesehen habt ihr sie vielleicht mal in Game of Thrones, wenn die Dothraki unterwegs sind. Doch bevor wir dort reinfuhren, frühstückten wir noch kurz in Valareña und füllten unserer Wasservorräte auf die vollen 8L auf, wir sind ja schließlich dumm, aber nicht blöd.
Wir fuhren nun von der Landstraße auf einen Feldweg und nach wenigen Kilometern hatten wir einen fantastischen Ausblick über die südliche Hälfte des Nationalparks, in dessen Mitte die einzige Zone ist, wo die spanische Luftwaffe mit echter Munition üben darf. Es traf sich, dass es natürlich dieser Tag war. Und so sahen wir den Eurofightern zu bzw. suchten sie am Himmel, da man den Lärm ja immer erst hörte, wenn sie längst vorbei waren und durch ihren Querschnitt fast unsichtbar.
Als unser O-Saft leer war, fuhren wir runter ins Tal und wurden von der Militärpolizei umgeleitet, denn heute sollte nicht nur geflogen, sondern auch geschossen werden und unsere Route lag in der Zone, wo Fragmente noch hinabsplittern könnten. Und so fuhren wir ganz gemütlich die kürzere südliche Hälfte des Perimeters ab und stoppten öfter, um die Landschaft zu beobachten, da wir ja etwas mehr Zeit hatten.
Als wir langsam wieder rausfuhren, kamen uns ein Haufen Besucher entgegen, die meisten in Caravans oder ihren Autos, aber auch zwei extrem unvorbereitete Radler. Während wir mit unserem Wasser und der frühen Zeit etwas zu vorsichtig waren, hatten die beiden ihre Reise um 13:00 Uhr angefangen, wollten 70km fahren und hatten Rücksäcke, in die keine 2L Wasser reinpassten. Dazu die detailärmste Karte, die ich mir vorstellen könnte, die von jemandem mit einem Kuli erweitert wurde, als ob ein Kindergartenkind eine Erklärung vom Nachhauseweg malen würde. Doch auch das war nicht das beunruhigendste, sondern dass sie bei der ersten Kreuzung von ihrer Karte weder ablesen konnten, woher sie kamen, noch ob sie nun links abbiegen oder geradeaus weitermussten. Nachdem wir ihnen mit dieser Frage geholfen hatten, wünschten wir ihnen viel Glück und fuhren selbst aus dem Park raus nach Arguedas, wo man die alte Tradition, Bienenhäuser in die Felswand zu bauen, weiterführt.
Und dann ging es zum Supermarkt Mittagessen holen und in einen Park, um es zu verschlingen. Im Schatten der Bäume, mit einem Wasserhahn und grünen Gras ließ es sich gut von 14:00-16:00 Uhr Pause machen. Und weil wir trotz großzügiger Nutzung von Mayo auf unserem Brot das Glas nicht leer bekommen hatten, erfanden wir großartige neue Rezepte wie Mayo-Fondue, Taco-Alternativen und am Ende aß ich sogar 2 Löffel pur.
Als wir abends endlich weiterfuhren und uns langsam darauf einstellten zwischen Obstbaumplantagen wild zu zelten, sahen wir jemanden im Garten und rasch fragte Ida, ob wir bei ihnen zelten dürften. Und siehe da, Jaime nahm uns auf. Über den Abend kamen dann noch Freunde und Familie vorbei und wir wurden zum Frühstück bei ihnen in der Wohnung in der Stadt eingeladen. Nach einem schönen lebendigen Abend bauten wir unser Zelt auf und schliefen ein.
Dienstag (4.10.) Morgen wachten wir auf und merkten, dass die Hunde aus ihrem Gehege ausgebrochen waren. Da sie absolut nicht auf einen hörten und eher damit beschäftigt waren, miteinander zu spielen, brauchten wir eine halbe Stunde, um sie wieder einzufangen. Da wir heute Abend bei jemandem ankommen wollten, hatten wir somit auch wenig Zeit zum Frühstücken und fuhren bei Jaimes Familie nur noch vorbei, um uns zu verabschieden.
Weil wir nicht die Bundesstraße N232 fahren wollten, fuhren wir auf die Parallelstraße. Ein großer Fehler, denn der perfekte Asphalt wechselte schnell auf eine Straße mit mehr Löchern als Straße, die höher verlief, als die eigentliche Straße und dessen Abfahrt wir nicht mal genießen konnten. Und so nahmen wir einen kleinen Umweg nach Pradejón, frühstückten schnell was und merkten, dass Ida eine Blasenentzündung hatte. :( Doch leider mussten wir weiter und ich bin ganz stolz auf Ida, dass sie die Zähne zusammengebissen hat und mitgemacht hat!
Dafür kamen wir auch schnell auf die alte N232, die extrem verlassen war und so machten wir dort erstmal Pause im Schatten der Bäume. Irgendwann ging es dann weiter, erst von Schatten zu Schatten bergauf und dann von Dorf zu Dorf mit kleinen Pausen, um Wasser aufzufüllen und Kopftücher nass zu machen.
Vor dem letzten Anstieg hinter Murillo de Río Leza füllten wir gerade Wasser auf, als wir von einem Herrn angesprochen wurden, ob wir schon mal gesehen haben, wie man Wein macht. Da wir in der bekannten Rioja Gegend waren, konnten wir bei so einem Angebot nicht nein sagen. Daraufhin wurde uns gezeigt, wie Trauben ausgedrückt werden und deren Calado gezeigt, eine Art Weinkeller, die per Hand ausgegraben wurde und unter dem eigentlichen Keller ist. Ida durfte dann auch noch den frisch gepressten und noch nicht gelagerten aber schon leicht gegorenen Traubensaft probieren (wie ihr merkt, habe ich keine Ahnung vom Weinmachen) und den vom letzten Jahr, der anscheinend schon besser schmeckte.
Irgendwann mussten wir dann aber auch weiter, verabschiedeten uns von den Winzern und fuhren den Berg nach Villamediana de Iregua hoch und kamen bei Capa an - einem Hundetrainer, den meine Mama damals auf der Rettungshunde-Weltmeisterschaft kennengelernt hatte. Da wir schön stanken und sie noch beim Training waren, boten wir uns natürlich direkt für eine Fährtenübung an und ich versteckte mich zwischen Mülleimern mitten in der Stadt, zu dem etwas verwirrten Blick einiger Senioren. Endlich geduscht aßen wir zu viert selbstgemachte Chorizo-Tortilla, von der Ida immer noch schwärmt.
Mittwoch (5.10.) war dann ganz entspannt. Wir wachten spät auf, frühstückten ganz in Ruhe und fuhren irgendwann nachmittags mit Capa nach Logroño, denn er wollte uns die Stadt zeigen. Doch davor wollte er uns noch zur besten Tortilla führen, denn ein Laden aus Logroño hatte vor einigen Tagen die (spanische) Meisterschaft gewonnen. Leider war die Tortilla schon ausverkauft und so gingen wir Burger essen. Und dann wurde uns die kleine Stadt gezeigt, mit allen versteckten Ecken, die nur ein Einheimischer kennt.
Abends vor dem Nachhauseweg sprangen wir in ein anderes Lokal, das letztes Jahr die Meisterschaft gewonnen hat und probierten dort eine exzellente Tortilla!
Donnerstag (6.10.) war noch entspannter! Nachdem wir nun etwas länger keinen Pausentag hatten, machten wir an diesem Tag nichts. Naja, wir packten unsere Taschen neu, da wir jetzt etwas besser wissen, wann wir was brauchen.
Abends ging es dann nochmal zum Training, dieses Mal in den Wald. Als ich mich dann für die letzte Übung des Tages rund 220m vom Anfangspunkt versteckte, dämmerte es langsam. Und als ich gefunden wurde, war es dunkel (dazu muss man sagen, dass Hunde extrem viel besser sind als Menschen in der Suche, denn stellt euch mal vor wie lange ihr brauchen würdet, um die Fläche von 6 Fußballfeldern abzusuchen und sicher zu gehen, dass ihr niemanden verpasst habt, wenn alles uneben und voller Büsche ist). Da es etwas kälter wurde, war ich glücklich, mich endlich wieder zu bewegen, doch als ich bei den Autos ankam, waren dort nur 2 Polizisten, die dazu noch recht überrascht waren, als ich glücklich aus dem Wald gerannt kam. Als ich ihnen erklärte, dass ich mit den Leuten hier mit Rettungshunden arbeitete, meinten sie zu meiner Verwirrung, dass hier keiner sei. Wurde Ida entführt? Habe ich sie mir nur eingebildet? Da müsst ihr wohl auf den nächsten Artikel warten!
Ok natürlich wurde Ida nicht entführt. Und als nach ein paar Rufen der Suchtrupp antwortete, wurde die Polizei auch etwas entspannter. Vor allem als Capa ihnen erklärte, dass die entsprechende Aktion (auch aus Versicherungsgründen) beim Rettungsdienst (112) angemeldet war. Nach der Aufregung ging es dann wieder nach Hause und wir aßen den weltberühmten Kartoffelsalat nach dem Rezept von Idas Familie, da wir nach dem Gespräch gestern über deutsche Kartoffelsalate versprochen hatten, welchen zu machen.
Und nun ist es wieder Freitag (7.10.). Wir wachten früh morgens auf, um die beiden zu verabschieden und legten uns danach wieder ins Bett. Irgendwann frühstückten wir gemütlich und dann kam Capa wieder nach Hause. Er meinte zum wiederholten Male, wir könnten wirklich das ganze Wochenende dortbleiben, denn sie fahren eh weg. Und unserer Versicherung, dass wir gleich losfahren, glaubte er nicht so wirklich. Irgendwann war es dann aber so weit und wir holten unser Rad, befreiten es von Staub und Spinnenweben und machten uns auf dem Weg. Bald auf kleinen Straßen unterwegs, „fanden“ wir zufälligerweise in der Nähe von Feigenbäumen Feigen, die wir direkt verzehrten.
Bei Nájera trafen wir dann auf Daniel von vor zwei Artikeln ! Wir fuhren noch ein bisschen zusammen und fanden bald bei einer Auffahrt den perfekten Zeltplatz mit einer wunderbaren Aussicht. Nachdem alles aufgebaut war, warfen wir Zutaten zusammen und kochten ein leckeres Abendessen. Gewürzt wurde das Ganze mit einer der beiden Gewürzmischungen, die wir bei Malte uns Hannah zusammengestellt und nach den beiden benannt haben. Dieses Mal wählten wir Hannah. Und nach einem schönen Abend in fantastischer Begleitung, wünschten wir uns gute Nacht und gingen die paar Meter zurück nach Hause und dann ins Bett.